Katharina Scholl fand auf ihrer Nepalreise eine neue Familie
Raju traf Katharina Scholl im Mai 2011 unter den Straßenjungs in Kathmandu. Die Kinder belagerten die Touristen, bettelten um Geld. Katharina gab ihnen nichts, denn sie wußte: Sie geben es nur für Klebstoff aus. Stattdessen spielte sie mit ihnen Fußball und Karten. Doch die meisten Jungen verloren bald das Interesse. Der einzige, der blieb, war Raju. Der schmale Junge bat sie um Hilfe. Er wollte runter von der Straße, wo die Jungen Freiwild sind, eingefangen, misshandelt und missbraucht werden, schnell umkommen durch Drogen und Gewalt. Raju wünschte sich eine Zukunft.
Katharina entschloss sich zu helfen, nahm ihn mit zu Freunden, mietete später ein Zimmer für ihn, kaufte Essen, Kleidung, sorgte für ihn. Schließlich fanden sie sogar eine Schule. Katharina übernahm die Schulgebühren. Das Geld knapste sie ihrer kleinen Reisekasse ab. Raju war glücklich und Katharina erstaunt, sich plötzlich in der Verantwortung für einen 16-Jährigen zu befinden. Aber sie war auch froh und stolz.
Bald darauf traten Bekannte an Katharina heran und erzählten ihr von Anjali, einem kleinen Mädchen, das bei entfernten Verwandten lebte. Die Mutter war tot, der Vater weg. Als sie Anjali besuchte, sah sie, wie dringend das schüchterne Mädchen Hilfe brauchte: Ihre Verwandten wollten sie nicht, der Vater der Familie war gewalttätig und alkoholabhängig. Wahrscheinlich hätten sie Anjali - für sie nur ein lästiger Esser - bald zwangsverheiratet oder einfach verkauft. Jeden Tag weinte das Mädchen, und auch Anjalis Großmutter, die selbst nicht für sie sorgen konnte, flehte Katharina um Hilfe an. Und Katharina half: Sie fand ein Internat für Anjali, in der Nähe ihrer Großmutter, und übernahm die Kosten. Anjali hatte wieder einen Ort, an dem sie glücklich sein konnte. Katharina dagegen trägt nun die Verantwortung für zwei Kinder.
Sie blieb noch bis Ende September 2011 bei ihnen, dann kehrte sie zurück nach Deutschland. Sie musste Geld verdienen. 200 Euro sind es jeden Monat, die sie nun zusätzlich aufbringen muss für Essen, Kleidung, Miete, Schulgebühren, Bücher. Um die Kinder vor Ort kümmert sich Jigme, ein Freund. Katharina telefoniert regelmäßig mit Raju und Anjali, bekommt Briefe. Wie eine Familie seien sie, erzählt Katharina, wie Geschwister für sie. Und ihre Augen leuchten. Sie ist zufrieden mit dem Ausgang ihrer Weltreise.
Nur eines stört sie: "Am liebsten wäre ich die ganze Zeit bei ihnen." Doch sie weiß, dass das nicht geht. Sie kann sie nur ab und zu besuchen. Denn sie muss hier in Deutschland Geld verdienen, um ihre Familie zu versorgen. Und weil sie sich sorgt, sie könnte nicht jeden Monat genügend zusammenbekommen, hat sich Katharina an das Internet-Spendenportal betterplace.org gewandt. Dort gibt es alle Informationen über ihr Hilfsprojekt.
Autor:Kirsten Mieves aus Mitte |
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