Kindertreff in der Erlöserkirche gewinnt Sozialpreis
Edeltraud (70) und Sabine (48) freuen sich, dass es allen so gut schmeckt. Die beiden ehrenamtlichen Helfer kommen regelmäßig in die Erlöserkirche im Hinterhof der Schröderstraße 5, um in der Küche neben dem Gemeindesaal für das Sozialprojekt "Kinder in die Mitte" zu kochen.
Edeltraud kocht und bäckt hier seit 15 Jahren. Seit Gründung des Projektes 1998 kommt sie einmal pro Woche aus Lichterfelde nach Mitte. Angefangen hatte damals alles mit drei Diakonissinnen aus Wuppertal, die zum Einsatz in die Erlöserkirche gerufen wurden. Schwester Heidi fuhr mit dem Bollerwagen Tee und Essen auf den benachbarten Zillespielplatz, wo Kinder bis spät abends herumlungerten. Ein Springseil hatte Heidi immer dabei, und natürlich ein offenes Ohr für die Sorgen der Kleinen und ein ganz großes Herz. Vernachlässigten Kindern ein Zuhause geben, Geborgenheit und Liebe - das ist das Anliegen des Sozialprojekts. Die Schwestern sind seit zwei Jahren im Ruhestand. Sie haben aber mit Miriam Rückert, der Leiterin des Kindertreffs, eine engagierte Nachfolgerin. Die Kinder lieben die 26-Jährige, die nach ihrem Sozialpädagogikstudium an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt bei "Kinder in die Mitte" ein freiwilliges soziales Jahr gemacht hat.
Etwa 15 Kinder kommen nachmittags in der Woche hierher. Es gibt eine warme, immer selbstgekochte Mahlzeit. Und Zeit zum Spielen, Hausaufgaben machen oder Instrumente lernen. Wilfried Siemens zum Beispiel ist pensionierter Musiklehrer und singt regelmäßig mit den Kids. Über 50 Ehrenamtliche helfen wo sie können.
Das Projekt hat für seine Arbeit gerade den bundesweiten Aspirin Sozialpreis der Bayer-Stiftung gewonnen. Die 5000 Euro Preisgeld werden dringend benötigt. Das gesamte Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden, es gibt keine staatliche Förderung. Insgesamt 6500 Euro müssen monatlich aufgebracht werden.
Willkommen ist in dem Kindertreff jeder, egal ob die Eltern wohlhabend oder bedürftig sind. In dem Kiez würde man eine Suppenküche nicht erwarten. Aber auch in Mitte, wo immer mehr teure Eigentumswohnungen, Nobelgalerien und schicke Szeneclubs entstehen, gibt es Hartz-IV-Empfänger. Miriam Rückert ist in letzter Zeit aber auch aufgefallen, dass immer mehr Kinder aus Familien kommen, die kaum Geldprobleme haben. Die Eltern sind selbstständig und beruflich so ausgelastet, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Diese Besucher kommen nicht, weil ihnen der Magen knurrt. Sie suchen Wärme und Herzlichkeit im Kindertreff, genießen die Freundschaften und die gemeinsamen Erlebnisse.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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