Kontaktstelle "PflegeEngagement" will helfen, findet aber wenig Resonanz
"Ich erinnere mich an eine ältere Dame", sagt Sven Kirschke, "die wollte einfach ab und zu mal Skat spielen." Der Leiter der Kontaktstelle hat daraufhin zwei Ehrenamtliche finden können, die regelmäßig mit ihr zu Hause "Karten gekloppt" haben. Dass ein ambulanter Pflegedienst das nicht hätte leisten können, liegt auf der Hand. Seitdem der Bund vor fünf Jahren das Pflegeweiterentwicklungsgesetz erlassen hat, wurden in den Kommunen Kontaktstellen eingerichtet, die für solche Fälle Hilfestellungen geben sollen und damit den "Pflegemix" herstellen, der ein menschenwürdiges, weitestgehend aktives Leben im Pflegefall ermöglichen soll. In Mitte leistet das die Kontaktstelle unter Trägerschaft der StadtRand gGmbH. Gedacht ist dabei nicht nur an die Pflegebedürftigen, sondern auch an deren Angehörige. "Denn die Pflege beispielsweise der Eltern, des Partners oder der Kinder kann eine sehr belastende Situation sein", so Kirschke. Angehörige würden dabei ihre Bedürfnisse viel zu häufig zurückstellen und sich schnell sozial isolieren. Um dem entgegenzuwirken, vermittelt die Kontaktstelle Ehrenamtliche, die beide Seiten entlasten sollen, indem sie sich für eine gewisse Zeit um den Pflegefall kümmern und ein offenes Ohr für die Angehörigen haben. Außerdem stellt "PflegeEngagement" Räume für Selbsthilfegruppen zur Verfügung, damit Menschen in vergleichbaren Situationen die Möglichkeit haben, sich auszutauschen.
Doch die Erfahrung nach rund zwei Jahren vor Ort zeige: "Offenbar ist es einfacher Hilfe zu geben, als welche anzunehmen." Denn anders als bei vielen anderen Projekten fehle es in der Kontaktstelle nicht an Ehrenamtlichen, sondern an denen, die die Hilfe einfordern. "Es gibt Menschen, die sich nicht trauen, die regelmäßige Hilfe anzunehmen. Sie denken, dass sie irgendwas zurückgeben müssten." Zudem wüssten viele Pflegebedürftige und deren Angehörige nicht ausreichend über das Angebot Bescheid. "Da würde ich mir wünschen, dass die Pflegedienste öfter auf uns hinweisen." Denn die Hilfestellung, davon ist Kirschke überzeugt, sei wichtig. Im vergangenen Jahr habe die Kontaktstelle einer Gruppe pflegender Angehöriger einen Kinobesuch am Potsdamer Platz ermöglicht. "Da haben mir manche erzählt, dass sie seit Jahren nicht mehr in die Gegend gekommen sind und ins Kino schon gar nicht." Auch in den Selbsthilfegruppen sehe er immer wieder Menschen, die sich ihre Probleme von der Seele sprechen könnten und durch Tipps von anderen lernen. Die pflegenden Angehörigen könnten sich untereinander am besten weiterhelfen. "Denn sie sind doch die eigentlichen Experten in ihrer Situation."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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