Mauerpfarrer Manfred Fischer starb im Alter von 65 Jahren
Manfred Fischer war weit über die Grenzen Berlins als Mauerpfarrer bekannt. Der studierte Theologe aus Frankfurt am Main wurde 1977 Pfarrer der Versöhnungsgemeinde. Das Gemeindezentrum, heute Dokumentationszentrum Berliner Mauer, stand an der Bernauer Straße direkt am Betonwall. Die Versöhnungskirche der durch Mauerbau geteilten Gemeinde war seit 1961 unerreichbar. Fischer musste 1985 mit ansehen, wie die DDR-Oberen das Gotteshaus im Todesstreifen für ein freies Schussfeld in die Luft sprengten.
Das Gedenken an die Mauer und ihre Opfer wurde zum wichtigsten Thema für den Pfarrer, dem maßgeblich die heutige Gedenklandschaft entlang der Bernauer Straße zu verdanken ist. Fischer sei "einer der Motoren für die Errichtung der Gedenkstätte" gewesen, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). "Vor allem ihm haben wir es zu verdanken, dass an der Bernauer Straße noch relevante Mauerreste zu sehen sind", so Wowereit.
Der Förderverein Gedenkstätte Berliner Mauer und die Stiftung Berliner Mauer "trauern um ihren Spiritus Rector", wie die Gedenkstätte mitteilt. Manfred Fischer habe sich "hartnäckig und gegen alle Widerstände" für den Bau der Kapelle der Versöhnung eingesetzt, die 2000 am Ort der gesprengten Versöhnungskirche eröffnet wurde. Täglich finden in dem runden Lehmbau um 12 Uhr Andachten für Maueropfer statt. Auch Fischer hat oft die Kurzbiografien der Getöteten und die Geschichten hinter den missglückten Fluchten vorgetragen.
Die Omnipräsenz des Mauerpfarrers hatten einige Gemeindemitglieder in den letzten Jahren immer kritischer gesehen. An den Projekten seien viele beteiligt gewesen, so ein Mitglied. Dies sei im Laufe der Jahre zu sehr in den Hintergrund geraten.
Der Mauerpfarrer wurde am 28. April nach 36 Dienstjahren im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Versöhnungskapelle mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Im März wurde Fischer mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt. Er hatte noch viel vor. Als Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Berliner Mauer war er in die Neugestaltung der Dauerausstellung über die Teilung Berlins involviert, die im derzeit geschlossenen Dokumentationszentrum entsteht.
Fischer wollte im kommenden Jahr auch Friedensbrot backen. Seit einigen Jahren wird als Zeichen des Lebens Roggen auf dem ehemaligen Todesstreifen angebaut. Für das Projekt Friedensbrot hatte Fischer das Saatgut in osteuropäische Länder geschickt, die ebenfalls unter dem Eisernen Vorhang leiden mussten. Die Kornernte aus den einzelnen Ländern sollte zurück nach Berlin kommen, vermischt und als Symbol für ein friedliches Zusammenleben zu Friedensbrot verbacken werden.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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