Mieter wollen die Müllschlucker unbedingt behalten

Hannelore Gürnth und Henry Czapla vor der derzeit stillgelegten Baustelle für die unterirdischen Mülltanks vor dem Hochhaus Fischerinsel 2. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Die Bauaufsicht hat die Baustelle für unterirdische Abfalltanks vor dem Hochhaus Fischerinsel 2 stillgelegt. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) dementiert das.

Als Bauarbeiter am 28. November Spundwände für das neue Unterflursystem, wie die Müllentsorgungsanlage mit unterirdischen Behältern heißt, in den Boden direkt vor dem Hochhaus Fischerinsel 2 rammten, wackelten bei Hannelore Gürnth im 13. Stock die Lampen.

Die 80-jährige Mieterin wohnt seit 1969 in dem Haus und wurde durch die Vibrationen daran erinnert, dass es jetzt losgeht. Gürnth kämpft für den Erhalt der bisherigen Müllschlucker und hat im April eine Mieterinitiative gegründet. Rund 70 Prozent der 239 Mietparteien wollen laut einer Hausumfrage die neuen Erdcontainer nicht und lieber die Müllschlucker behalten.

Wegen der klirrenden Gläser durch die Bauarbeiten hatten Mieter die Bauaufsicht gerufen. Die Behörde hat daraufhin die Baustelle stillgelegt, "weil keine Baugenehmigung vorliegt", wie Tanja Lier, Leiterin der Bauaufsicht, sagt. Der Bauantrag sei bisher unvollständig. Lier prüft derzeit ein Ordnungsgeldverfahren gegen die WBM. Möglich wäre ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro. Grund für den Baustopp sei ein Backsteinbrunnen, den Arbeiter beim Schachten gefunden hätten. "Wir klären das derzeit mit dem Denkmalamt", so WBM-Sprecherin Steffi Pianka.

Die WBM will die Müllschlucker aus brandschutztechnischen Gründen schließen. Außerdem würden die Mieter den Müll nicht trennen und auch Flaschen und Wertstoffe in die Schächte auf den Etagen werfen, so ein weiteres Argument. "Die Mieter werden völlig ignoriert", ärgert sich Gürnth. In dem Haus leben viele ältere Leute, für die der Müllschlucker ein wichtiger Wohnkomfort ist. "Die sollen jetzt mit fünf Tüten am Rolllator immer runterfahren", so Gürnth. Henry Czapla, früherer Hausmeister und ebenfalls seit Jahrzehnten Mieter, befürchtet auch steigende Kosten durch das neue System. "Es geht um wirtschaftliche Interessen und nicht um die Menschen hier", sagt der 78-Jährige.

"Wir müssen die Anlagen schließen", behauptet WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Von 100 bestehenden Abwurfanlagen in den Häusern der WBM seien lediglich noch drei offen. Der Senat hatte 2009 die Schließung aller Müllschlucker bis Ende 2013 beschlossen. Die Änderung der Bauordnung wurde vor allem mit Brandschutz- und Umweltaspekten begründet. Nach Protesten wurde jedoch 2011 der Satz ergänzt, dass die Abfallschächte bleiben können, wenn "abfallrechtliche Trennpflichten und brandschutzrechtliche Belange gewährleistet sind." "Es gibt also keine gesetzliche Grundlage, die Anlage zu schließen", sagt Linke-Fraktionschef Thilo Urchs, der sich für die Mieter in dem Hochhaus starkmacht. Auch in den anderen Hochhäusern auf der Fischerinsel, die mittlerweile privaten Eigentümern gehören, würden die Müllschlucker bleiben. Hannelore Gürnth hat am 3. Dezember an Bausenator Michael Müller (SPD) geschrieben und dem Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses 70 Unterschriften übergeben.

Dirk Jericho / DJ
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Dirk Jericho aus Mitte

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