Mit Stadtgänger Bernd S. Meyer rund um den Rudolfplatz
Ringsum stehen über hundertjährige fünfgeschossige Mietshäuser, Kirche, Schule, dazu Klinker-Fabrikbauten, fast sämtlich unter Denkmalsschutz. Der Rudolfkiez ist eine Wohninsel im Friedrichshainer Südosten, umzingelt von Industrie und Verkehr. Die Betriebe im Umkreis waren Legion: Knorr-Bremse, AEG, Engelhardt-Brauerei und Glashütte, die Norddeutschen Eiswerke, Carl Bolle als Mitbesitzer, Gummiwerke, die Berliner AGFA mit Foto- und Kunstseideproduktion, wo vor 75 Jahren das Perlon erfunden wurde, nebenan der Osthafen und das Glühlampenwerk Narva.
Im Klub RuDi an der Modersohnstraße, seit Jahren das kleine Kiez-Zentrum, zeigt Fotoreporter Peter Leske eine Bildserie von 1982/83: Der Narva-Carneval, damals legendärster Betriebsfasching Berlins. Noch vor einem Vierteljahrhundert gab es dort und ringsum Zehntausende Industriearbeitsplätze.
Doch das ist Vergangenheit. In der Oberbaum-City und am Spreeufer wächst ein internationaler Medienstandort, das Ostkreuz verwandelt sich vom alten "Rostkreuz" zum hochmodernen Umsteigebahnhof aus Stahl und Glas. RuDi sitzt im restaurierten alten Inspektorenhaus der Gemeindedoppelschule, 1912 erbaut von Berlins Stadtbaurat Ludwig Hoffmann. Platznamensgeber war ein Ritter Rudolf von Stralow, 1261 als Besitzer von Stralow (Stralau) genannt.
Der nahe Markgrafendamm erinnert an einen späteren Besitzer, den Markgrafen Albrecht Friedrich zu Brandenburg-Schwedt, der im 18. Jahrhundert für seine Anfahrt von Schloss Rosenfelde (später Friedrichsfelde) zur Stralauer Halbinsel durch den Sumpf am Rummelsburger See einen hölzernen Knüppeldamm bauen ließ. Er wurde im 19. Jahrhundert gepflastert.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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