Neubau für Hotelfachschule in der Niederwallstraße
Für so viele Gäste wie zur Eröffnungsfeier hat Christina Maloschik noch nicht gekocht. Die junge Frau ist eine von 28 Lehrlingen, die in der Hotelfachschule derzeit einen einjährigen Berufsvorbereitungskurs absolvieren. In dem eröffneten Neubau in der Niederwallstraße 6-7 können die Schulabgänger in den Hoteljob reinschnuppern und lernen, wie man ein Fünf-Gänge-Menü kocht oder ein Zimmer macht. Dafür gibt es in dem Gebäude eine moderne Lehrküche und ein Übungs-Hotelzimmer. Wer gut ist und Lust am Dienen hat, wird von der Hotelfachschule zu Praktika und Ausbildung an Hotels und Restaurants vermittelt.
Im 1885 vom Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein erbauten Hinterhaus werden bereits seit sechs Jahren Fachkräfte aus Hotellerie und Gastronomie zu Managern ausgebildet. Für die 150 Plätze pro Jahr hat Schulleiter Dieter Reichl doppelt soviele Bewerbungen. Die Studenten übernehmen auch Patenschaften für die "Youngster", wie Reichl die Schüler seiner ersten Berufsvorbereitungsklasse nennt. Die Architekten vom Leipziger Büros Schulz & Schulz mussten sich für den Neubau, der vor dem Altbau an der Straßenkante steht und eine der letzten Baulücken in dieser Nobelgegend schließt, einiges einfallen lassen. Nur zwei Meter daneben rattert die U2 unter der Niederwallstraße durch. Das Gebäude steht deshalb auf 34 dicken und bis zu zwölf Meter tiefen Betonpfählen. Damit die Töpfe nicht aus den Regalen fallen, wurde auf den Pfählen eine sechs Zentimeter dicke Gummiplatte gebaut, auf der das eigentliche Haus steht.
Mit dem Neubau wird das historische Ensemble der alten Backsteinschule rekonstruiert. Das Vorderhaus war im Krieg zerstört worden. Den hinteren Bau nutzte ab 1949 ein paar Jahre lang das Gymnasium zum Grauen Kloster, dessen Schule in der Klosterstraße im Krieg ebenfalls weggebombt worden war. Zu DDR-Zeiten war hier bis 1984 die EOS Berlin-Mitte untergebracht. Die Staatliche Wirtschaftsfachschule für Hotellerie und Gastronomie, so der offizielle Titel der Hotelfachschule, nutzt das historische Gebäude am Hausvogteiplatz erst seit 2006. Jahrzehntelang musste die 1963 gegründete HOFA in anderen Schulen in mehreren Bezirken unterschlüfen. Der Bau hat 5,6 Millionen Euro gekostet und wurde zu 90 Prozent aus Bundesmitteln finanziert. Zehn Prozent der Kosten übernimmt das Land Berlin. Die HOFA vermietet die Räume im Bildungszentrum auch an andere und stellt es für Aus- und Weiterbildungen zur Verfügung. Das spanische Landwirtschaftsministerium will zum Beispiel demnächst in dem Lehrrestaurant seinen Seranoschinken präsentieren, wie Dieter Reichl sagte.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare