Obdachlose finden bei der Stadtmission Hilfe und Wärme
Sie unterhalten sich, rauchen, schauen auf die Uhr, treten von einem Fuß auf den anderen, ihre Kapuzen tief ins Gesicht und die Schultern hoch gezogen. Sie sind obdachlos und leben auf den Plätzen Berlins, unter Brücken, in U-Bahnhöfen, in der Kälte. Zwar gibt es Einrichtungen in der Stadt, wo sie sich tagsüber aufwärmen können, aber dorthin schaffen es nicht alle. Jetzt sind sie hungrig, sie frieren. Eine Stunde noch und sie können ins Warme.Drinnen stehen Bänke und Tische bereit, Leuchtleisten hängen an der Decke, haupt- und ehrenamtliche Helfer wirbeln umher. In der Küche bereitet eine Gruppe Frauen Nudeleintopf zu und schnippelt Obst. Auch anderswo im Haus herrscht geschäftiges Treiben: Ist in den Schlafräumen alles in Ordnung? Sind genug Handtücher da und ausreichend Seife? In der Kleiderkammer liegen einige Säcke mit neuen Kleiderspenden, die müssen noch sortiert werden.
Um 20.30 Uhr treffen sich alle zur Besprechung in einem kleinen Raum, und Swetlana verteilt Aufgaben: Uli und zwei weitere bitte an die Tür, Gisela und die anderen Frauen in die Küche, Sandra und zwei Helferinnen nach vorn zur Essensausgabe. In den Schlafräumen muss nach dem Rechten gesehen werden, die Kleiderkammer übernimmt Nana. Die Ärztin ist bereits in ihrem Behandlungszimmer.
Endlich ist es 21 Uhr. Die Gäste, Männer die meisten, dürfen aus der Kälte in den warmen Gastraum kommen. Sie nehmen an der Theke dankbar das Essen entgegen und setzen sich an die Tische. Zur gleichen Zeit fahren Artur und Stefan mit dem Kältebus los.
Jede Nacht ist der Bus im Winter in Berlin unterwegs, um Obdachlose mit warmen Getränken, Decken und Kleidung zu versorgen oder sie in eine Notunterkunft zu bringen. Artur fährt, Stefan nimmt Anrufe auf dem Handy entgegen. Die Menschen am anderen Ende sind auf jemanden aufmerksam geworden, der in der Kälte liegt und vielleicht Hilfe braucht.
In der Stadtmission legen sich derweil die ersten im Gastraum auf den Boden und rollen sich in ihre Schlafsäcke. Die 65 Schlafplätze in den Schlafräumen sind längst belegt. Bis zum Morgen können die Gäste bleiben, um 7 Uhr gibt es Frühstück und bei Bedarf soziale Beratung. Dann müssen sie wieder hinaus, bis die Notunterkunft am Abend erneut öffnet.
Autor:Kirsten Mieves aus Mitte |
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