Schlossplatz: Wenig Grün und viel Dolomit-Pflaster
Das von der Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnete Büro bbz Landschaftsarchitekten hat in seinem Entwurf die historischen Spuren zeitgenössisch neu interpretiert. Die Nordseite gegenüber dem Lustgarten wird gärtnerisch gestaltet, mit Staudenbeeten in den Abmessungen der historischen Schlossterrassen. Gegenüber dem Dom vor dem Spreeufer soll eine Baumgruppe an den Apothekerflügel erinnern, der hier neben dem Stadtschloss einmal stand. Auf der Uferpromenade vor der modernen Fassade des Schlossnachbaus können die Besucher ausspannen. Schräge Rampen führen zur Spreebalkon genannten höheren Ebene, die für Biergärten und Außengastronomie vorgesehen ist. Eine Trauerweide am Spreeufer soll "eine poetische Referenz an den ehemaligen Schlossgarten" sein, erklärte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Der eigentliche Schlossplatz im Süden ist ein steinerner Stadtplatz, den Architekt Timo Hermann zeitgenössisch neu interpretiert hat. Lange Bankreihen aus Naturstein sollen die Schmuckbeete und den Neptunbrunnen, der hier einst stand, symbolisieren. Am künftigen Freiheits- und Einheitsdenkmal ist ein kleines Schleusengärtchen geplant. Die Verbindung zum Lustgarten wird durch einen durchgehenden Plattenbelag geschaffen. Die Fahrbahn wird auf der exakten Breite des Lustgartens leicht angehoben, damit Autos auch die Tempo 30 einhalten.
Der Siegerentwurf lasse die Option offen, die historischen Denkmäler wie Neptunbrunnen, Rossebändiger und andere Skulpturen später einmal "zurückzuführen", so Lüscher. "Das war aber nicht das Hauptthema in der Jury", so die Baudirektorin. Der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus könne ohnehin erst abgebaut werden, wenn über den Bau des Rathausforums entschieden sei. Außerdem passt er derzeit wegen der Straße nicht auf seine Originalstelle und würde zu dicht an der Schlossfassade stehen. Um dem Brunnen seinen Raum zu geben, müsste die Straße etwas verschwenkt werden.
Die Zweitplazierten im Wettbewerb vom Büro WES GbR LandschaftsArchitektur hatten den Brunnen eingezeichnet. Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, warf dem Senat vor, mit dem gerade beendeten Straßenbau Fakten geschaffen zu haben, dass der Brunnen nicht hinpasst. Von Boddien möchte auch, dass die beiden Rossebändiger wieder zu ihrem historischen Ort vor dem Schloss auf der Lustgartenseite aufgestellt werden. Die Herren mit ihren wilden Pferden stehen derzeit im Kleistpark. Ob sie da weg sollen, müsse gesellschaftspolitisch diskutiert werden, so Lüscher.
An dem im September von der Senatsbauverwaltung international ausgelobten Wettbewerb zur Freiraumgestaltung Humboldt-Forum Umfeldes hatten sich 41 Büros beteiligt. Die 13-köpfige Jury stimmte mit acht zu drei für den Siegernentwurf vom Büro bbz Landschaftsarchitekten und empfahl einstimmig dessen Weiterbearbeitung. Die Baukosten für die knapp vier Hektar großen Außenanlagen sind mit zwölf Millionen Euro veranschlagt. Zur geplanten Eröffnung des Humboldt-Forums 2019 soll alles fertig sein. Die Wettbewerbsarbeiten werden in einer Ausstellung vom 5. bis zum 17. Februar im Neuen Stadthaus in der Parochialstraße 1-3 (3. OG) gezeigt. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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