Senioren Computer Club verbindet Kommunikation
Eigentlich gilt das Postgeheimnis. Doch dieser Briefkasten, in den Leute, die keinen Computer und Internetanschluss haben, ihre handschriftlich auf Postkarten geschriebenen Wünsche, Hinweise oder Suchanfragen einwerfen, digitalisiert den Text und postet ihn sofort auf das neue Nachbarschaftsportal der Fischerinsel vernetzte-nachbarschaft.org, weltweit online in Sekunden. Aber wer in den digitalen Briefkasten seine Kärtchen einwirft, will ja gerade, dass möglichst viele Nachbarn das lesen. In dem schlauen Briefkasten ist ein Tablet-Computer, der die Post scannt und ins Internet hochlädt. Auf dem Touchscreen kann man das "digitale schwarze Brett" durchrollen und sehen, was andere geschrieben haben. Den Prototyp haben Doktoranden der Forschungsgruppe "Design Research Lab" der Universität der Künste (UdK) gemeinsam mit dem Senioren Computer Club Mitte (SCC) entwickelt.
Die Forscher wollen "Brücken zwischen technologischen Innovationen und realen Anforderungen der Menschen in ihrem Alltag schlagen", wie es heißt. Der Briefkasten soll analoge und digitale Kommunikationsmöglichkeiten verbinden. Auch wer nicht online ist, soll das Infonetz nutzen können.
Die Fischerinsel mit ihren 30 000 Bewohnern und dem aktiven Senioren Computer Club, ein Projekt des Begegnungszentrums Kreativhaus, ist seit zwei Jahren Testfeld im Projekt "Vernetzte Nachbarschaft". In dem Projekt sind auch Zukunftsforscher der Telekom Laboratories, dem Forschungs- und Entwicklungsinstitut der Deutschen Telekom und der TU Berlin. Die Firma erforscht, welche Online-Dienstleistungen für Senioren interessant sein könnten.
Chefin des "Design Research Lab" ist Professorin Geesche Jost, im Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zuständig für Netzpolitik. Sie hat im Juli der Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft (SPD), das Projekt in den Räumen des SCC auf der Fischerinsel erklärt. Der Senioren Computer Club wurde für das Projekt mit dem ersten Lübecker Nachbarschaftspreis ausgezeichnet.
Noch ist der digitale Briefkasten nicht in Betrieb. SCC-Chef Günter Voß hat nach dem Medientrubel um den Hightech-Briefkasten gemeinsam mit engagierten Nachbarn und Mitgliedern des Computerclubs die Grünfläche um die Plastik "Berliner Mädchen" aufgehübscht. Die Bänke wurden von der WBM abgeschliffen und gestrichen und Papierkörbe aufgestellt. Anwohner haben das Rondell bepflanzt. "Ein erstes begreifbares Projekt der vernetzten Nachbarschaft", nennt Voß den Arbeitseinsatz.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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