Stadtspaziergang mit Bernd S. Meyer an der Stralauer Tunnelstraße

Friedrichshain. Im ersten öffentlichen Tunnel Berlins fuhr eine Straßenbahn zwischen Stralau und Treptow. Vor genau 120 Jahren hatte der Schildvortrieb unter der Spree begonnen, die Strecke sollte schon zur Gewerbeausstellung 1896 fertig sein.

1899 freute sich die U-Bahn-Baugesellschaft, "dass die schwierigsten Teile eines Netzes Berliner Untergrundbahnen, die Unterfahrungen der Wasserläufe, mit voller Sicherheit ausführbar sind". Die Straßenbahn fuhr nun ab Schlesischer Bahnhof nach Stralau und bog kurz vor dem Südzipfel der Halbinsel in den Tunnel ein, wurde zur "Knüppelbahn", die nur mit Signalstab, dem "Knüppel", durch die eingleisige Röhre fahren durfte. In Treptow war Endstation. Ab 1932 war der Tunnel wieder nur für Fußgänger erlaubt, später Luftschutz, zuletzt Bomben, dann zugeschüttet. Nun erinnern überirdisch nur ein denkmalgeschütztes Haus und der Straßenname an das berühmte Ingenieurbauwerk.

Zwölf Fischerfamilien lebten jahrhundertelang im alten Berliner Dorf Stralow. Der Name stammte von den einst hier siedelnden Slawen, bedeutet Pfeil, beschreibt seit rund 1300 Jahren die Form der lang gestreckten, spitz zulaufenden Halbinsel in die Spree. So ist der Rummelsburger See bloß eine große Spreebucht, gesäumt auch von Liebesinsel und Kratzbruch. Die beiden dicht bewachsenen Eilande dürfen schon seit Jahren nicht betreten werden, sollen hier doch schon Spuren von Biber und Fischotter gesichtet worden sein. Berlins ältestes Volksfest, der Stralauer Fischzug, bezog sich sogar auf kurfürstlichen Naturschutz: Gefeiert wurde das Ende der jährlichen Schonzeit der Flossentiere in der Spree. Stralau, ganz nah vor den Toren der Stadt, füllte sich schon vor 200 Jahren mit Ausflugsgaststätten, wurde Sitz der ersten Berliner Rudervereine, Betuchte bauten Sommerhäuser. Der Student Karl Marx zog auf Anraten seines Arztes wegen der gesunden Luft nach Stralau. Es gibt zwei Gedenk-Steinreliefs bei seinem einstigen Quartier - eines mit dem diskutierenden jungen Marx beim Bier unter Bäumen, dazu eines vom Streik der Stralauer "Buddelmaker". Von den einstigen Fabrikgebäuden fällt vor allem der 130-jährige Speicher der Palmkernölfabrik auf. Der wandelte sich mit der in den vergangenen Jahrzehnten immer dichteren Wasserstadt-Wohnbebauung rings um die Ufer des Rummelsburger Sees zum schicken Loft-Gehäuse.

Über alle Veränderung ragt der Turm der mittelalterlichen Dorfkirche, angefügt vor 190 Jahren vom Berliner Architekten F. W. Langerhans. Der alte Kirchhof reicht direkt bis ans Spreeufer. Dort findet sich seit 2006 auch das Grab des Grafikers und Illustrators Manfred Bofinger.

Die Führung mit Bernd S. Meyer, dem Mann mit der Leiter, beginnt am Sonnabend, 28. Juni, um 11 Uhr. Treffpunkt ist an der Busendstation Stralau-Tunnelstraße. Verkehrsverbindungen: Anfahrt mit den Buslinien 104 und 347; nächste S-Bahnhöfe: Ostkreuz und Treptower Park.

Die Teilnahme ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Freitag, 27. Juni, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter 25 93 04 97 84 26.
/ BSM
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Lokalredaktion aus Mitte

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