Suppenküche bietet jeden Sonntag ein warmes Mittagessen
Zum Beispiel die Suppenküche in Lichtenrade. Jeden Sonntag bereiten viele fleißige Hände ein warmes Mittagessen für Menschen vor, denen es nicht so gut geht. Vor zehn Jahren kam der evangelische Seelsorger Ernst-Ludwig Koch auf die Idee, in diesem gutbürgerlichen Ortsteil eine Suppenküche aufzubauen. Er hatte erkannt, dass es auch in Lichtenrade eine steigende Zahl sozial Schwacher gab, die dringend die Hilfe der Gesellschaft brauchten. So wurde im April 2005 der gemeinnützige Verein Suppenküche Lichtenrade gegründet.
Anfangs waren es zehn ehrenamtliche Helfer, die sich engagierten. Am 4. September 2005 wurde der erste bunte Gemüseeintopf an die ersten, schüchternen zehn Gäste ausgeteilt. Deren Zahl wuchs ständig. Heute sind es regelmäßig 100 bis 120 Lichtenrader, die am Sonntag um 12 Uhr in die Finchleystraße 11 kommen. "Inzwischen engagieren sich 50 ehrenamtliche Mitarbeiter", sagt die Vereinsvorsitzende Alex Benkel. Sie wollte vor zehn Jahren eigentlich nur helfen und hat den Verein dann mit aufgebaut.
Das Besondere an der Suppenküche in Lichtenrade ist, dass die Mitarbeiter keinen Nachweis über die finanzielle Situation ihrer Gäste verlangen. "Es ist schon eine große Hemmschwelle zu überwinden, sich bei der Suppenküche anzustellen", meint Alex Benkel. "Es kommt sicher kein Gast hierher, um sich zu bereichern." So hat sich die Suppenküche in Lichtenrade an der Arbeit der Franziskaner in Pankow orientiert. "Inzwischen sieht man den Menschen aber auch die Armut an", weiß Alex Benkel. "Alle Lebensmittel, die wir nicht verbrauchen, geben wir unseren Gästen mit nach Hause." Kinder und kranke Menschen werden dabei bevorzugt versorgt. "Wir haben Gäste, die haben als Trümmerfrauen Berlin mit aufgebaut", so Alex Benkel. "Heute bekommen sie eine so geringe Rente, dass sie sich notwendige Medikamente nicht mehr leisten können." Wenn die Leute das Geld für das Sonntagsmahl sparen, können sie sich ihre Medizin kaufen oder vielleicht mit den Kindern ins Kino gehen, so hoffen die freiwilligen Helfer der Suppenküche.
Seit drei Jahren gibt es eine Kooperation mit der Georg-Büchner-Oberschule. Im Unterrichtsfach "Soziale Jugendbildungsarbeit" kommen Oberschüler in die Suppenküche, "um jeden Sonntag ganz regulär in zwei Schichten mitzuarbeiten."
Alex Benkel findet es gut, dass die Schüler aus ihren Erlebnissen dann im Ethikunterricht berichten und Referate schreiben. Inzwischen gibt es Schüler, die ihr Sozialpraktikum bei der Suppenküche machen. Diese Zusammenarbeit soll weiter ausgebaut werden. An Bewerbungstraining für Jugendliche, Computerkurse und eine Schrauberwerkstatt für Jugendliche ist gedacht.
Für die Arbeit braucht der Verein auch weiterhin Unterstützung durch ehrenamtliche Mitarbeiter. Auch werden Sponsoren gesucht, die mit ihren Aufklebern an den Transportfahrzeugen die Arbeit unterstützen.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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