Warenhaus Jandorf vorübergehend Veranstaltungsort
Am zweiten und vierten Adventswochenende bieten über 100 Aussteller aus den Bereichen Kunst, Mode und Design beim "Weihnachtsrodeo" abgefahrene Geschenkideen. Veranstalter David Kunze hat auch für die fünfte Auflage seines gleichnamigen Designweihnachtsmarktes einen attraktiven Ort gefunden. Die Verkaufsstände stehen im früheren Kaufhaus Jandorf an der Brunnenstraße 19-21. Der morbide Charme mit Baustellenfeeling im früheren "Haus der Mode" zieht immer mehr Veranstalter an. Von 1955 bis zur Wende entwarfen hier im Schneider den neuesten Schick der DDR.
Das denkmalgeschützte Kaufhausgebäude mit dem imposanten Eckturm hatte 1993 der Frankfurter Hotelier Jacob Schultz gekauft. Erst wollte er aus dem Ex-Kaufhaus ein Nobel-Shopping-Center, dann ein Konferenz-Center machen. Die Internetseite www.open-office-mitte.de wirbt immer noch für das Konzept. Weil aus den Hotelplänen nichts wurde, sollten hochwertige Eigentumswohnungen und Luxus-Lofts in den oberen Etagen entstehen. Die geplante Dachgeschosswohnung mit der imposanten Turmhaube ist 500 Quadratmeter groß. Von hier oben hat man einen Traumblick über den Weinbergspark mit Fernsehturm-Kulisse.
Ende der 1990er-Jahre ließ der Investor schon Fassade und Dach sanieren. Eine Tiefgarage mit 25 Pkw-Plätzen ist bereits fertig. Doch das Haus steht seit über 20 Jahren leer.
Der Eigentümer Jacob Schultz äußert sich nicht mehr. Er hat jetzt eine Veranstaltungsagentur beauftragt, "mit Zwischennutzungen das Image aufzuwerten und Interessenten das Haus schmackhaft zu machen", wie Felix Brandts von der Agentur Tehrani&Brandts sagt. Seit Juli kümmert er sich darum, dass Firmen das einzigartige Erdgeschoss mit dem Atrium und die umlaufende erste Etage für Events buchen. Die Telekom hat hier im Juni die "Depeche Mode Fan Exhibition", eine Ausstellung mit Raritäten aus 32 Jahren Band- und Fangeschichte, gemacht. Der Axel-Springer-Verlag nutzte das Baudenkmal für einen Firmenabend im September.
Im Januar wird das Haus zum Laufsteg. Im Rahmen der Fashion Week findet hier die Modemesse Bright statt. Mode könnte wegen der langjährigen Geschichte des Hauses auch ein Dauerthema werden. Wie Felix Brandts sagt, wäre das Gebäude als dauerhafter Showroom für Modefirmen geeignet. Es gebe auch weiterhin Interessenten für Hotel oder Gastronomie.
Oben könnten Kreativbüros entstehen, sagt Brandts, der sich auch als Sprecher des Eigentümers versteht. Gut möglich, dass aus dem Kaufhaus Jandorf ein Gourmet-Tempel wird. Food Court nennt Brandts den "Frischemarkt mit hochwertigen Lebensmitteln". Bis vorerst April darf sich der Eventmanager um Zwischennutzer für die 1600 Quadratmeter großen Showflächen kümmern. Die Zukunft des Hauses bleibt weiter ungewiss.
Das Haus in der Brunnenstraße wurde 1904 vom jüdischen Kaufmann Adolf Jandorf nach Plänen der Architekten Lachmann & Zauber erbaut. Jandorf gehörte neben Oscar und Hermann Tietz sowie Georg Wertheim zu den Pionieren, die als erste Einkaufspaläste nach amerikanischem Vorbild errichteten. Das Gebäude wurde in den 1920er-Jahren vom Kaufhauskonzern Tietz übernommen und blieb im Zweiten Weltkrieg vor Zerstörungen weitestgehend verschont. 1955 zog das Modeinstitut der DDR in die Brunnenstraße. 1989 wurde das "Haus der Mode", in dem es neben abgewickelt und an die Treuhand übertragen. Seit dem steht es leer.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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