Werbefirma Ströer finanziert Planschen, Brunnen und Denkmäler
Mitte. Durch einen Werbevertrag mit der Firma Ströer spart der Bezirk in den kommenden Jahren mindestens zehn Millionen Euro.
Der Bezirk hat kein Geld, in diesem Jahr wurden erstmals alle fünf Kinderplanschen (Nordbahnhof, Weydemeyerstraße, Singerstraße, Weinbergspark, Goethepark) abgedreht. Doch im nächsten Jahr sprudelt es wieder, die Plakatfirma Ströer übernimmt Wasser- und Wartungskosten. Die laut Eigenwerbung "größten Außenwerber Deutschlands" haben nach einer Ausschreibung jetzt den Zuschlag vom Bezirk bekommen. Die Firma Wall AG hatte sich ebenfalls um den Zehnjahresvertrag beworben. Ströer hatte bereits die letzten zehn Jahre die Kosten für 34 Brunnen im Bezirk übernommen und durfte im Gegenzug vier sogenannte City Light Boards betreiben. Die beleuchteten Werbetafeln sind Gold wert und bringen im Hauptstadtbezirk millionenschwere Umsätze. Der neue Vertrag, den das Bezirksamt in dieser Woche mit Ströer abschließen will, wurde erweitert. Zusätzlich zu dem bisherigen Deal, die Pflege der Brunnen und Denkmäler zu finanzieren, soll Ströer laut Vertragsentwurf jetzt auch alle Planschen im Bezirk betreiben und die seit Jahren von vielen Anwohnern geforderte Alex-Toilette bauen. Diese wird am Volleyballfeld südöstlich der Kaskaden stehen und für die Benutzer kostenfrei sein. Nur dann würden es auch diejenigen nutzen, die ansonsten an die Marienkirche oder in die Büsche machen.
Vier der sechs Planschen soll Ströer zudem zu sogenannten Wasserspielplätzen umbauen, um die bisherige Wasservergeudung zu beenden. Seit Jahren läuft das Wasser in den alten DDR-Planschen einfach in den Auslauf. Der Umbau macht für die Umwelt und für den Betreiber Ströer Sinn: Die horrenden Wasserkosten von jährlich bis zu 300 000 Euro würden drastisch sinken. Die Plansche im Schillerpark hat der Bezirk bereits für 450 000 Euro komplett umgebaut. Auch den Planscheumbau am Nordbahnhof übernimmt noch der Bezirk. Die Firma Ströer bekommt im Gegenzug vier weitere Standorte für die lukrativen Werbetafeln und darf für die kommenden zehn Jahre insgesamt acht Reklamesäulen betreiben.
Dirk Jericho / DJ
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