Werkstatt hilft Migranten in Berlin Fuß zu fassen

Der Nutzen der Vielfalt: Mahmoud Ibrahim (vorne) lässt die Teilnehmer seiner bunt gemischten Werkstatt der Ideen und Visionen voneinander lernen. | Foto: Schubert
  • Der Nutzen der Vielfalt: Mahmoud Ibrahim (vorne) lässt die Teilnehmer seiner bunt gemischten Werkstatt der Ideen und Visionen voneinander lernen.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Berlin. Talentiert, gebildet und trotzdem ohne Chance? In seiner Werkstatt der Ideen und Visionen rüstet Diplomingenieur Mahmoud Ibrahim Menschen unterschiedlicher Herkunft für den deutschen Arbeitsmarkt. Ob man nun als Werbefachmann Fuß fassen will oder als Musiker, Ibrahim weist den Weg.

Was er liebt und was er kann, das muss Hassan Abul Fadl niemand mehr sagen. Sein Herz hängt an der orientalischen Musik. Doch fernab der Heimat in Damaskus, wo er den kunstvollen Umgang mit Laute und Zither lernte, erfuhr der junge Syrer schließlich, was ihm noch fehlt, um als Musiker erfolgreich zu sein.

Die deutsche Bürokratie und Schwierigkeiten auf dem Berliner Arbeitsmarkt führten Abul Fadl an einen Ort, an dem man weiterkommt, wenn man um die eigenen Talente weiß, und wenn man erlernen will, was wirtschaftlich erfolgreich macht: in die Werkstatt der Ideen und Visionen.

Mithilfe dieses Vereins arbeitet der Künstler nun darauf hin, seine eigene Akademie für arabische Musik und Instrumentenbau namens "Berliner Orient Ensemble" in Gang zu bringen. Buchführung, Rechnungen stellen, Steuerangelegenheiten - all das will gelernt sein. "Als Musiker kann ich nicht alles alleine auf die Beine stellen. Deshalb bin ich froh, hier Beistand zu bekommen", sagt Abul Fadl.

Seine Dankbarkeit gilt Mahmoud Ibrahim, dem Vorsitzenden der Werkstatt, den ein besonderes Verständnis von Integration seit zehn Jahren unermüdlich vorantreibt. Was den Diplomingenieur und Wirtschaftsdozenten zum Handeln bewog, war die Unzufriedenheit mit klassischen Migrantenvereinen. Für ihn sind das Orte, an denen Zugewanderte meist unter sich bleiben, statt den Austausch zu pflegen. Also entwarf Ibrahim ein Gegenstück zu bestehenden Angeboten.

Verbunden mit einer festen Zielsetzung: Wer sich in die Werkstatt der Ideen und Visionen begibt, soll sie mit wirtschaftlichem Sachverstand verlassen und beruflich möglichst auf eigenen Beinen stehen.

"Die Leute können ruhig bei null anfangen. Wir schleifen sie wie Diamanten und führen sie auf den Weg vom Frosch zum Adler", verspricht Ibrahim. Neben der Werkstatt bestimmt er zugleich im Institut Deurabika die Geschicke. Dort liegt der Schwerpunkt auf deutsch-arabischen Geschäftsbeziehungen, wovon auch die "Werkstatt" profitiert.

Wer in der Stresemannstraße 32 zum ersten Mal hereinschaut, dürfte zunächst über die internationale Teilnehmerschaft ins Staunen geraten. Da sitzt die vietnamesische Buchhalterin Huong Nguyen am gleichen Tisch mit einem jordanischen Journalisten, den die Liebe nach Berlin verschlug.

Da finden aber auch Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte ihren Platz. Uwe Tschitschke zum Beispiel wollte als Werbefachmann durchstarten, gibt jetzt in Reinickendorf immerhin eine eigene Broschüre heraus.

"Es gibt Menschen, die mit dem, was sie können, in Deutschland nicht anerkannt werden. Zu uns kann in dieser Situation jeder kommen. Man braucht nur eine Idee oder eine Vision", erklärt Ibrahim. Talent statt Herkunft als Grundlage für das Miteinander, ein Integrationsverein als Talentschmiede mit 18 ehrenamtlichen Mitarbeitern - das war seine persönliche Vision. Ibrahim ist ein Charakterkopf mit vielen Talenten. Durch seine mitreißende Art lebt er seinen Schülern vor, wie man Probleme rasch durchschaut und passgenaue Lösungen findet, Fall für Fall.

Dass man eine zehnköpfige Gruppe mit unterschiedlichen Biografien auf einen Nenner bringen muss, darin liegt für Mahmoud Ibrahim nicht das Problem, sondern die Chance. So gehen Teilnehmer, die als erfolglose Musiker, Journalisten oder Werbefachleute kommen, oft als Geschäftspartner wieder heraus. Und manchmal auch als Freunde.

Weitere Informationen gibt es auf www.weidvision-ev.de und unter 50 15 81 83.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 53× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 742× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 54× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.