Wie eine kleine Bohne die Welt eroberte
Von den Kaffeewäldern Äthiopiens zu den Plantagen in Afrika, Asien und Lateinamerika, vom türkischen Mokka zum "Coffee to go" spannt sich der Bogen der Ausstellung. Mehr als 120 Arten sind innerhalb der Kaffeefamilie bekannt, doch nur zwei sind wirtschaftlich von Bedeutung. Es sind der Arabica- und Robusta-Kaffee. Der Arabica-Kaffee kommt ursprünglich aus den Wäldern Äthiopiens. Er steht qualitativ und quantitativ an der Spitze der Weltproduktion, gefolgt von dem ursprünglich aus Westafrika stammenden Robusta-Kaffee.Mithilfe von Schautafeln und Vitrinen - mit einzigartigen originalen Ausstellungsstücken, wie Präparaten, alten bibliografische Kostbarkeiten und Modellen - vollzieht der Besucher den Weg des Kaffees von den unterschiedlichen Anbaugebieten rund um die Welt nach. Er erfährt vom harten Los der Sklaven auf den Kaffeeplantagen, nimmt Platz an den Kaffeetafeln unterschiedlicher Kulturkreise, erfährt Wissenswertes über Kaffeerituale, riecht und schmeckt unterschiedliche Kaffeesorten und erfährt viel über fairen Handel und Umweltschutz. Auf dem Kaffeepfad begegnet er den wichtigsten Kaffeesorten, deren Verwandten und einigen Kaffeeersatzstoffen.
Kaffee, das neue Getränk aus dem Orient verbreitete sich rasch auch in Preußen. Bereits 1882 stellt Johann Sigismund Elsholtz, Leibarzt und Gartendirektor des Großen Kurfürsten das "ausländische Schlürfgetränk" - Kaffee - in seinem Tischbuch vor. Er erwähnt, dass Kaffee schon 1664 in Amsterdam, London und Paris in besonderen Läden angeboten wurde. Doch erst 1722 wurde das erste Berliner Kaffeehaus von einem Holländer in Berlin eröffnet. Und 1730 wird in Treptow das erste Kaffeehaus im Freien erwähnt.
Allen medizinischen und politischen Urteilen gegen den Kaffee, allen Verboten, Strafen und Steuern zum Trotze wurde er seit dem18. Jahrhundert immer begehrter. Er verdrängte Bier und Branntwein, und machte die Menschen wach.
Besonders in Notzeiten und nach Kaffee-Missernten streckte oder ersetzte man den kostbaren Bohnenkaffee mit Kaffeeersatzstoffen. Kommerziell setzen sich letztendlich Getreide, Feigen oder Zichorie beim "Muckefuck" durch. So entwickelte man 1977 in der DDR, die chronisch unter Devisenmangel litt, den sogenannten "Kaffee-Mix". Er enthielt lediglich 51 Prozent Bohnenkaffe. Der Rest waren Ersatzstoffe. "Kaffee-Mix" schmeckte nicht nur entsetzlich, er verstopfte auch die Kaffeemaschinen der Restaurants. Der Volksmund spottete über "Erichs Krönung" oder "Edescho", sprich "Erichs Devisenschoner". Ein Jahr später verschwand der Ladenhüter aus den Regalen.
Ein Abkommen mit dem befreundeten Vietnam sollte Abhilfe schaffen. Die DDR schickte Experten und Know How. Den Erfolg erlebten die DDR-Oberen allerdings nicht mehr. Vietnam allerdings ist nach Brasilien heute der zweitgrößte Exporteur von Robusta Kaffee und die Bundesrepublik ihr größter Abnehmer.
"Kaffee. Ein globaler Erfolg" ist eine botanische, ethnographische und kulturhistorische Zeitreise, begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm. Angeboten werden neben Führungen durch die Ausstellung im Museum sowie den Kaffeepfad durch die Gewächshäuser des Botanischen Gartens, zahlreiche Vorträge, vielfältigen Mitmachaktionen für Klein und Groß, Kaffeeverkostungen und ein reich bebilderter Katalog- und Essayband in deutscher und englischer Sprache.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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