Wohnungsunternehmen WBM saniert Rosenthaler Quartier
Weil die Mieter im Wohnblock Karl-Liebknecht-Straße/Memhardstraße gegen die Sanierung und Mieterhöhungen mobil machen, kommt die WBM dort derzeit nicht richtig weiter. Stress hat das Unternehmen nun auch in der Rosenthaler Straße. Seit der Inhaber des Mini-Marktes seinen Kunden erzählt hat, dass er am 25. Januar schließen muss, weil die WBM das komplette Haus saniert, protestieren Nachbarn für den Erhalt des kleinen Ladens. Im Kiez hängen Flyer; auch im Internet wird auf dem Auguststraßen-Blog zum Protest aufgerufen. Am 20. Januar haben acht Unterstützer die WBM-Zentrale besucht und gegen die Schließung des Mini-Marktes protestiert. Anwohner befürchten, dass die vietnamesischen Betreiber die neue Miete nicht bezahlen können und "nur noch schicke Boutiquen oder Edelrestaurants" einziehen, heißt es in dem Flyer. Der Mini-Markt sei der letzte verbliebene Supermarkt zwischen dem "ganzen überteuerten Irrsinn", einen weiteren "Schnösel-Laden" wollen die Nachbarn nicht.
Dem Mini-Markt sei wegen der geplanten Sanierung bereits vor einem Jahr gekündigt worden, sagte WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Dass bestätigt auch der Inhaber Quang Do Xuang. Seit 15 Jahren betreibt er den Kiezladen. "Vor allem Ältere kommen zu mir. Die wollen, dass ich weitermache", sagt Xuang. Er will versuchen, nach der Sanierung wieder einen Mietvertrag zu bekommen. Doch eine Mieterhöhung von 2000 auf dann 8000 Euro, wie er sagt, könne er nicht zahlen. Zu den Mietpreisen wollte Steffi Pianka nichts sagen. "Die Gewerbemiete muss ortsüblich sein, wird jedoch individuell vereinbart", sagte die Sprecherin. Der Mini-Markt sei einer von mehreren Bewerbern. Die WBM sei im Gespräch mit dem Betreiber und habe weitere Unterlagen angefordert.
Quang Do Xuang ist auch ein wenig über die Solidarität und Unterstützung seiner Kundschaft überrascht. Schon mehr als 1000 Leute haben für den Erhalt des Ladens unterschrieben. Quang Do Xuang rechnet derzeit schon durch, wie er es schaffen kann, die neue Miete zu zahlen. Um den Umsatz zu erhöhen, will er das Sortiment erweitern und vielleicht eine kleine Frühstücksecke einrichten. Auf die WBM ist er nicht sauer. Er wäre nur traurig, wenn er seinen Mini-Markt hier nicht weiterführen kann. "Dann muss ich mir eben was anderes suchen", sagt er und erklärt dem nächsten Kunden, warum er jetzt schließen muss. Und prompt gibt es eine weitere Unterschrift auf dem Protestschreiben.
Die WBM saniert seit einem Jahr die Häuser in der Gipsstraße 19-22, Rosenthaler Straße 3-7, 11 und 15-19 sowie in der Auguststraße 37-40 und 44-46. Die zwischen 1987 und 1990 errichteten Plattenbauten werden komplett vom Dach bis zum Keller neu gemacht. Die 319 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen bekommen neue Bäder und werden zum Teil grundrissoptimiert. Die neue Miete nach der Sanierung soll 6,10 Euro betragen. Widersprüche von Wohnungsmietern gibt es keine, so WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Die Gipsstraße ist bereits fertig, jetzt beginnt der zweite Bauabschnitt in der Rosenthaler Straße. Insgesamt sind sieben Gewerbeflächen betroffen. Allen Mietern wurde wegen der Komplettsanierung gekündigt. Laut Pianka wollen vier Unternehmer zurückkommen. Die Modeboutique Greta&Luis ist bereits in den sanierten Räumen, die Modeboutique Jacuzzi zieht im Februar wieder ein. Der Szeneladen Wahnsinn kommt laut Pianka im August wieder zurück. "Offen ist noch der Minimarkt. Hier sind wir in Verhandlung."
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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