Wowereit besucht Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Odette De Pasquali verkauft weltweit sogenannte Transferpressen für den Textildruck. Die Druckmaschinen werden in der Fabrik ihres Vaters in Italien hergestellt. Die 40-jährige Unternehmerin hatte Ende der 1990-er Jahre ihre Vertriebsfirma Lotus Transfers International zuerst von zu Hause geführt und die Maschinen in einer Garage gelagert. Seit 2002 ist Odette De Pasquali Mieterin in der WeiberWirtschaft, und damit Firmenchefin in einem einzigartigen Gewerbekomplex, in dem nur Frauen das Sagen haben.
Die Genossenschaft WeiberWirtschaft wurde vor 25 Jahren gegründet, um Frauen bei der Existenzgründung zu unterstützen und aus unternehmenslustigen Damen erfolgreiche Firmenchefinnen zu machen. Neu-Chefinnen profitieren im ersten Jahr vom mietverbilligten Milchmädchentarif.
Über 1700 Frauen halten Genossenschaftsanteile, unterstützen die Frauenfirmen und hoffen auf Rendite. Der Gewerbehof in der Anklamer Straße 38, den die Wirtschaftsweiber 1992 gekauft und ausgebaut haben, passt gut in die Damenwelt. Bis zur Wende wurden in dem Fabrikgebäude vom VEB Berlin-Kosmetik Lippenstifte für die weiblichen Werktätigen produziert. Heute arbeiten hier Rechtsanwältinnen, Fotografinnen, Physiotherapeutinnen oder Kinderärztinnen. Es gibt Künstlerinnen, Handwerkerinnen, Läden, ein Restaurant und einen Kindergarten. Die schicken Fabriketagen rund um die zwei Gewerbehöfe sind voll vermietet. Derzeit profitieren 68 Mieterinnen von dem Netzwerk in der Frauenfabrik.
Auch Odette De Pasquali ist von Anfang an begeistert von dem Projekt. Das Netzwerk funktioniert bestens. Die Mustervorlagen für ihren Showroom entwerfen Grafikerinnen aus dem Gewerbehof. Odettes Rechtsanwältin ist ebenfalls ein Wirtschaftsweib. Und demnächst kann die Italienerin ihre zweijährige Tochter Federica mit zur Arbeit nehmen. Denn direkt neben ihrer Vertriebsfirma Lotus gibt es im zweiten Hinterhof die Kita Casa Fantasia. Noch passt ihr Mann auf die Kleine auf.
Apropos Mann. Wie viele Männer die erfolgreiche Chefin denn beschäftige, wollte Klaus Wowereit beim Besuch der WeiberWirtschaft von Odette De Pasquali wissen. Schließlich gehöre das auch zur Gleichberechtigung, scherzte der Regierende. Genauso viele wie Frauen, sagte die Unternehmerin. Vier ihrer acht Angestellten sind Männer, so Odette De Pasquali. Damit liegt sie weit über dem Durchschnitt. Im Gewerbehof arbeiten 160 Frauen und 15 Männer, wie Katja von der Bey, WeiberWirtschaft-Vorstandsfrau und Leiterin der Gründerinnenzentrale, erklärte. "Wir wollen nur, dass Frauen die Chefs sind", so von der Bey.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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