Zwei Kinderplanschen laufen nicht
Für Großstadtkinder sind die Planschbecken wahre Badeparadiese. Reinsspringen, rumspritzen, abkühlen. Das Becken in der Weydemeyerstraße nördlich vom Strausberger Platz ist jedoch seit Frühjahr eingezäunt. Die Platten sind so marode und unterspült, dass die Anlage aus DDR-Zeiten gesperrt wurde. Erst nächsten Sommer soll das Becken umgebaut werden. Nach dem bezirklichen Planschenkonzept soll die Plansche 2015 als Wasserspielplatz wiedereröffnet werden. Dann hat es sich ausgeplanscht, denn planschen wie früher, wo permanent Wasser ins Becken läuft, gibt es aus Kostengründen nicht mehr. Weil die Becken keine modernen Chlorungssysteme haben, darf das Wasser nicht stehen bleiben. Was reinfliest, gluckert wegen der Hygieneauflagen sofort in den Auslauf.
Um die horrenden Wasserkosten zu senken, wurden bereits Intervallschaltungen in der Plansche Singerstraße und im Goethepark eingebaut. Das Wasser läuft ein paar Minuten, danach ist eine ganze Weile Ruhe. Die Becken in der Singerstraße und im Weinbergspark sollen zudem noch umgebaut werden. Erste Planungen sehen vor, sie zu verkleinern und kleine Spielgeräte oder Duschen zu installieren. Zu den Umbaukosten wollte der Planungschef im zuständigen Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt, Christoph Katerbau, nichts sagen.
Im vergangenen Jahr wurden wegen der Haushaltssperre erstmals die Kinderplanschen Nordbahnhof, Weydemeyerstraße, Singerstraße, Weinbergspark und Goethepark abgedreht. Dass jetzt wieder Wasser läuft, liegt am neuen Sponsoringvertrag mit der Plakatfirma Ströer. Die Firma übernimmt die Wasser- und Wartungskosten und soll den Umbau von vier der sechs Planschen zu sogenannten Wasserspielplätzen bezahlen.
Ströer finanziert auch seit Jahren den Betrieb und die Wartung der Brunnen und Denkmäler. Die Werber hatten erneut die Ausschreibung gewonnen. Ströer übernimmt jetzt auch den Planschenbetrieb und stellt die seit langem von Anwohnern geforderte öffentliche Toilette am Alex auf - kostenlos für Nutzer. Im Gegenzug bekommt Ströer vier weitere Standorte für lukrative City Light Boards und darf in den kommenden zehn Jahren insgesamt acht dieser beleuchteten Hightechwände betreiben. Diese Erlaubnis ist goldwert für die Werbefirma, weil sie Millionenumsätze bringt.
Die Plansche im Schillerpark hatte der Bezirk vor zwei Jahren bereits für 450 000 Euro zu einem halben Schwimmbad umgebaut. Sie ist als einzige ein echtes Badebecken mit Umwälzpumpen und automatischen Chlorungssystemen. Im Rahmen des UNESCO-Welterbes Schillerparksiedlung gab es damals Fördergelder.
Im Bau ist derzeit auch ein moderner Wasserspielplatz am Nordbahnhof. Auf der Fläche des abgerissenen DDR-Rundbeckens werden Edelstahlduschen, Wasserpumpen und Spielfische aus Beton aufgestellt. Alle Geräte funktionieren per Knopfdruck für einen kurzen Zeitintervall.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.