Extraprojekte für arme Familien
300.000 Euro für zusätzliche Angebote aus Flexibudget
Jeder Bezirk bekommt vom Senat in diesem Jahr 300.000 Euro und im kommenden Jahr 600.000 Euro aus dem sogenannten Flexibudget für Kinder, Jugendliche und Familien. Das Jugendamt hat 16 Projekte vorgeschlagen.
Im Bezirk Mitte ist die Kinderarmut am höchsten, vor allem in den Ortsteilen Wedding, Gesundbrunnen und Moabit. In neun Brennpunktkiezen versuchen Quartiersmanager die Abwärtsspirale zu stoppen. Der im Mai von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie veröffentlichte Bericht zur Kinderarmut enthält alarmierende Zahlen: 2019 lebten im Bezirk Mitte 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Hartz-IV-Haushalten. Das ist die berlinweit höchste Anzahl, der Berliner Durchschnitt liegt bei 27 Prozent. Die von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen leben zu 14 Prozent bei Alleinerziehenden. Drei Viertel der Kinder haben ein Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Besonders schlimm: Zwölf Prozent der Jugendlichen verlassen in Mitte die Schule ohne Abschluss.
Um überforderten Eltern zu helfen und sich um Problemkids mit gestörtem Sozialverhalten zu kümmern, gibt der Senat jedes Jahr etliche Millionen Euro für viele Projekte aus. Mit dem Flexibudget bekommen die Bezirke nun noch mehr Geld, um zusätzlich Träger und Projekte zu finanzieren. Jugendstadträtin Ramona Reiser (Linke) betont die Wichtigkeit der geplanten Maßnahmen vor dem Hintergrund der hohen Kinderarmut im Bezirk.
16 konkrete Projekte wurden zur Bewilligung beim Senat eingereicht. Details zu den einzelnen Projekten wollte Reisers Referent Niklas Schenker auf Anfrage nicht machen, da derzeit noch über die Vorschläge und konkreten Fördersummen verhandelt wird. Die meisten der geplanten zusätzlichen Angebote sollen Familien unterstützen. Es geht zum Beispiel um den Aufbau von Familienzentren oder Angebote für Eltern mit kranken Kindern. Drei Projekte betreffen die mobile Jugendarbeit. Geplant ist auch ein „Umgangscafé für Väter“. Die Themen häusliche Gewalt spielen bei den Anträgen genauso eine Rolle wie Angebote für Alleinerziehende. Die Projektvorschläge wurden in einer sogenannten Arbeitsgruppe Querschnitt von Experten im Jugendamt, unter anderem Regionaler Sozialpädagogischer Dienst, Sozialraumkoordination, Kinderschutz, Flüchtlingskoordination, Jugendhilfeplanung, in Abstimmung mit freien Trägern vor Ort gemeinsam erarbeitet.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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