Innovationswettbewerb der europäischen Freiwilligenhauptstadt Berlin
Berliner Stadtmission gewinnt mit dem Projekt „Machmit-Boxen“
Das Projekt „Machmit-Boxen“ von der Berliner Stadtmission ist einer von zehn Preisträgern des Innovationswettbewerbs der europäischen Freiwilligenhauptstadt Berlin. Gesucht wurden „innovative Engagementformen für Verantwortung und Kiezliebe“.
Die entkernten Ruinen vom Haus der Statistik am Alexanderplatz sind das neue Tacheles. Überall wuseln junge Leute in den abgeratzten Plattenbauten, schrauben an Fahrrädern, bohren und basteln draußen oder proben Theaterstücke. In einer einzigartigen Kooperation zwischen Stadt, Wohnungsbaugesellschaft, Künstlern und kreativen Initiativen entsteht hier im „Modellprojekt Haus der Statistik“ ein Campus für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung sowie neue Wohnungen und Berlins modernstes Rathaus für den Bezirk Mitte. Einer der 25 „Pioniere“, wie die temporären Erstnutzer in den Erdgeschossen heißen, ist auch die Stadtmission, die hier unter anderem eine Textilwerkstatt betreibt.
Material und Reste für Wiederverwertung
Leiterin Ana Lichtwer scheint sich auf dem kreativen Abenteuerspielplatz wohlzufühlen. Im „Haus der Materialisierung“ zum Beispiel, das später abgerissen wird, arbeiten irgendwie alle zusammen. „Ana, kann ich nachher mal deine Nähmaschine benutzen?“, fragt eine junge Frau von der Materialmafia. Das Projekt sammelt Material und Reste für eine Wiederverwendung. Ana Lichtwer hat bei den Kollegen schon Teile von alten Messemodulen entdeckt, aus denen sie einen Prototyp für die „Machmit-Box“ bauen will.
Mit ihrer Idee einer Verschenk- oder Tauschbox hat sie einen von zehn Preisen des Innovationswettbewerbs und 1500 Euro Projektgeld gewonnen. Denn die „Machmit-Box“ soll mehr sein als ein nützliches „Stadtmöbel“, wie Lichtwer sagt, sondern ein Ort der Zusammenkunft. Ihre Idee: Um jede Box kümmert sich jeweils ein Team aus je einem Obdachlosen, Ehrenamtlichen und Sozialarbeiter. „Durch die persönliche Betreuung werden die Bedürftigen wie eben zum Beispiel Obdachlose vom Nehmenden zum Gebenden und lernen wieder, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Ana Lichtwer. Die Tauschbox wird so zu einem sozialen Kiosk, der Leute und Nachbarschaften zusammenbringt und dem Boxbetreuer neue Impulse fürs Leben und Lust auf Aufbruch gibt. Mit einer Ehrenamtspauschale könnten sich die Obdachlosen zudem auch etwas dazuverdienen. „Die Leute machen was zusammen, die Box ist eigentlich nur der Schlüssel“, sagt Nikolai Wolfert vom Projekt Cosum, der die erste „Machmit-Box“ mit Ana Lichtwer im Haus der Statistik bauen will.
Machmit-Box soll vormHaus der Statistik stehen
Die Box wird jetzt gemeinsam mit einer Designerin entwickelt und soll vorm Haus der Statistik stehen. Nachbarn können wie bei anderen Geschenkboxen auch Kleidung, Spielzeug oder Hausrat abgeben, den andere mitnehmen können. Ein Vorteil der „Machmit-Boxen“ ist, dass sie durch die aktive Betreuung der ehrenamtlichen Box-Teams nicht als Müllcontainer missbraucht werden. Wenn der Prototyp steht, wollen Lichtwer und Wolfert den sozialen Effekt und Kieznutzen auswerten. In Workshops wollen sie zukünftig anderen Interessierten zeigen, wie sie selbst „Machmit-Boxen“ bauen und betreuen können. Dadurch entstehen wieder neue Kooperationen und gemeinsame Projekte in den Kiezen, so die Idee. Die Boxen als betreute Tauschstationen könnten vor Kirchen oder auf Plätzen stehen und nachts reingeholt werden. Geplant ist auch eine App, in der später alle „Machmit-Boxen“ registriert sind und sich interessierte Ehrenamtliche und sozial Bedürftige informieren und vernetzen können.
„Wenn du dich zu zweit auf den Weg machst, bist du viel stärker als alleine“, sagt Ana Lichtwer zu ihrer sozialen Tauschbox-Idee. Das sei nicht nur aus der christlichen Perspektive eine Grundregel.
Weitere Infos und Kontakt per E-Mail an alexanderplatz@berliner-stadtmission.de
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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