Notübernachtungen komplett belegt
DRK, Stadtmission und Johanniter ziehen Bilanz der im April beendeten Kältehilfe-Saison

Ehrenamtliche vom DRK-Wärmebus versorgen im Winter Obdachlose. | Foto:  DRK Berlin
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Die drei Notübernachtungen für Obdachlose der Berliner Stadtmission waren von November bis April komplett voll und teils überbelegt. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) meldet einen deutlichen Anstieg an Hilfeleistungen.

1600 obdachlose Menschen haben die Helfer vom Wärmebus des Berliner DRK in der vergangenen Saison unterstützt. Das ist ein deutlicher Anstieg. Die ehrenamtlichen Helfer sind im Winter nachts mit zwei Kleinbussen unterwegs, um im Rahmen der Kältehilfe Obdachlosen unter Brücken oder in Parks zu helfen. Oft werden sie von Bürgern alarmiert, die sich Sorgen um die Menschen machen.

Das Wärmebus-Team verteilt warme Kleidung, Isomatten, Schlafsäcke und heißen Tee. Wenn die Obdachlosen es wollen, werden sie in Notunterkünfte gebracht. Wie das DRK mitteilt, sind die Einsätze trotz relativ mildem Winter im Vergleich zum Vorjahr um knapp 25 Prozent deutlich gestiegen. Laut DRK wurden bei den nächtlichen Einsätzen „keine geflüchteten Menschen aus der Ukraine angetroffen“.

Neben dem DRK-Wärmebus sind auch jeden Winter Ehrenamtliche von der Stadtmission nachts unterwegs, um Obdachlose vor dem kalten Tod zu schützen. Die drei Busse der Stadtmission heißen hier Kältebusse. Über 3300 Menschen haben die insgesamt 50 Ehrenamtlichen versorgt. Besonders auffällig in dieser Saison war laut Stadtmission, dass Feuerwehr und Rettungswagen die Kältebusse gerufen haben, wenn sie psychisch Kranke auf der Straße antrafen. „Doch auch das Kältebus-Personal ist nicht psychologisch geschult und kann diese Menschen oft nicht in Notunterkünfte bringen. Sie bleiben häufig sich selbst überlassen, da sie in vielen Einrichtungen Hausverbot haben und sich niemand für sie zuständig fühlt“, heißt es in der Erklärung der Stadtmission.

Die drei Notübernachtungen der Stadtmission an der Lehrter Straße (125 Plätze), Kopenhagener Straße (50 Plätze) und am Containerbahnhof (120 Plätze) waren voll oder sogar überbelegt. Insgesamt konnten 3700 Obdachlose übernachten. Das sind 1000 mehr als im Vorjahr. Die meisten Gäste, wie die Stadtmission die Obdachlosen nennt, waren Deutsche (27 Prozent). Danach folgen die Nationen Polen (28 Prozent), Rumänien (8), Bulgarien (6), Ukraine (4), Lettland (3) und Litauen (2). Wie in den vergangenen Jahren waren etwa zwölf Prozent Frauen. Trotz Ukraine-Krieg kommen nicht mehr ukrainische Obdachlose als sonst in die Notübernachtungen. Das liegt daran, dass ukrainische Flüchtlinge nicht auf der Straße landen und „das Hilfesystem geflüchtete Ukrainer erfolgreich aufgenommen hat“, heißt es bei der Stadtmission.

Sie fordert auch, dass ihre niedrigschwelligen 24/7-Einrichtungen weiterfinanziert werden. Seit anderthalb Jahren gibt es im Hotel Augustinenhof in Mitte ein besonderes Projekt. Bei „Schutz und Neustart für Menschen ohne Obdach“ können 88 Wohnungslose im Augustinenhof über einen längeren Zeitraum bleiben: Sie bekommen Essen, medizinische Versorgung und werden bei der Arbeitssuche unterstützt. Die Betreuer vermitteln auch in weiterführende Beratungs- und Hilfsangebote. Die Finanzierung des zweijährigen Modellprojektes aus EU-Mitteln läuft im November aus. „Die Berliner Stadtmission wünscht sich, dass dieses erfolgreiche Projekt auch danach regulär durch das Land Berlin finanziert wird“, sagt Leiterin Esther Orth. Denn durch Investitionen in solche „langanhaltenden Projekte könnten die Betroffenen Luft holen und dauerhaft von der Straße weg“, so Orth. Der Bedarf sei da, viele Obdachlose wollen diese Hilfe. 2022 musste der Augustinenhof etwa 2500 Obdachlosen absagen, weil alles belegt war.

In dem Projekt „SuN – Schutz und Neustart für Menschen ohne Obdach“ kann jeder Obdachlose bedingungslos von der Straße aufgenommen werden. Auch Obdachlose aus dem Ausland, die in Deutschland keine Ansprüche auf Sozialhilfe oder Bürgergeld haben, werden hier betreut. 2022 kamen laut Stadtmission 61 Prozent aus EU-Ländern. 20 Prozent waren deutsche Staatsbürger und 19 Prozent stammten aus Ländern außerhalb Europäischen Union oder waren staatenlos.

Auch die Johanniter haben wieder alles gegeben bei der Kältehilfe und rund 30.000 Menschen in drei Einrichtungen versorgt. Die Hilfsangebote in der Notübernachtung Ohlauer Straße, im Humboldt Forum sowie im Café Krause in der St.-Thomas-Kirche waren stark nachgefragt.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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