Strampler als Starthilfe ins Leben
Einzigartiges Hilfskonzept „Welcome-Baby-Bags“ des Frauenzentrums Evas Arche findet bundesweit Nachahmer
Seit fünf Jahren hilft das Projekt „Welcome-Baby-Bags“ vom Ökumenischen Frauenzentrum Evas Arche an der Großen Hamburger Straße Frauen und Familien in Not. Jetzt sollen weitere Träger in Deutschland das Babytaschen-Konzept übernehmen.
Kein Geld, keine Wohnung und eine Menge Probleme am Hals – so geht es vielen jungen Müttern in Notsituationen. Das sind neben Flüchtlingen meistens Obdachlose oder von Obdachlosigkeit Bedrohte und andere Hilfebedürftige, die in einer Krise stecken. Damit nach der Geburt nicht alles zusammenbricht, hilft das Hilfsprojekt „Welcome-Baby-Bags“ mit sogenannten Erstausstattungstaschen über die ersten Wochen. In den roten und blauen Taschen ist alles drin, was Neugeborene und Mütter für die ersten Tage nach der Geburt brauchen: Windeln, Stilleinlagen, Feuchttücher, Handtuch, Cremes, Strampler und Spielzeug. Insgesamt 45 Artikel packen die zurzeit 17 ehrenamtlichen Frauen bei Evas Arche ein.
Einen Teil des Inhalts bekommt das Hilfsprojekt von Firmen. Der Großteil kommt aber von Privatleuten, die gut erhaltene Kleidung spenden. „Uns werden aus ganz Deutschland Pakete zugeschickt“, sagt Projektleiterin Amelie Schwermer. Das Team von „Welcome-Baby-Bags“ hält zudem Kontakt zu Hebammen, Babylotsinnen, Beratungsstellen, Sozialarbeitern aus Not- und Gemeinschaftsunterkünften, Gesundheits- und Jugendämtern sowie ehrenamtlichen Familienbegleitern. Die vermitteln das Startpaket an die Bedürftigen, die sich dann die Babytaschen in Evas Arche abholen können. Manchmal kommen auch die Sozialarbeiter oder Helfer vorbei und nehmen die Babytaschen für ihre Leute entgegen.
„Welcome-Baby-Bags“ wird derzeit von der Senatsgesundheitsverwaltung mit 90 000 Euro – jeweils für 2021 und 2022 – unterstützt. Davon werden die zwei Festangestellten der Projektleitung und Sachkosten bezahlt. Wie Amelie Schwermer sagt, sei der Bedarf an den Babytaschen in der Pandemie weiter gestiegen. Frauen hätten zum Beispiel den Job verloren oder seien durch Trennung in eine Krise gerutscht. Wurden im vergangenen Jahr 829 „Welcome-Baby-Bags“ verteilt, waren es bis Ende Mai schon über 400.
Auftakt für bundesweite Vernetzung
Das Berliner Team will die Idee der schnellen und unbürokratischen Hilfe nach der Geburt jetzt in ganz Deutschland bekannter machen. Andere Hilfsprojekte sollen das Erfolgskonzept kopieren und in ihren Regionen umsetzen. „Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen und andere inspirieren“, sagt Amelie Schwermer. Auf der ersten Bundeskonferenz zum Projekt „Welcome-Baby-Bags“ in der Sophienkirche Mitte Juni haben sich die ersten Projektpartner aus Hessen, Hamburg und Niedersachsen vorgestellt. Die drei Sozialträger und Evas Arche wollen „sich in dem neuen Netzwerk beraten und unterstützen und so den gemeinsamen Ausbau praktischer Hilfen für Familien und ihre Neugeborenen fördern“, heißt es in einer gemeinsamen Absichtserklärung. „Jedes Kind hat einen liebevollen Start ins Leben verdient“, so Amelie Schwermer. „Nachdem das Kooperationsnetz in Berlin schon auf guten Füßen steht, ist die Konferenz der Auftakt für eine bundesweite Vernetzung.“
Auf der Internetseite welcomebabybags.de teilt das Team regelmäßig mit, welche Spenden gerade benötigt werden. Derzeit werden unter anderem Bodys, Söckchen, Jäckchen, Dusch- und Kapuzenhandtücher und Babydecken gesucht. Weitere Informationen gibt es auch unter Tel. 283 38 53.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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