Mit "Sophie" weg von der Straße
Frauentreff in der Albrechtstraße wird 15 Jahre alt

Eine Frau liest den Flyer vom Frauentreffpunkt Sophie.  | Foto:  Laura Hegewald
  • Eine Frau liest den Flyer vom Frauentreffpunkt Sophie.
  • Foto: Laura Hegewald
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Frauen in Not finden dort Schutz und Ruhe vom stressigen Leben auf der Straße. Selbst an den Wochenenden und Feiertagen. Nun wird der „Frauentreff Sophie“ 15 Jahre alt.

„Als ich obdachlos war, habe ich hier meine existenziellen Bedürfnisse erfüllt: duschen, essen, Beratung bekommen. Hier gibt es Gesellschaft und Freude. Ich fühle mich hier ernstgenommen. Und es gibt Klamotten.“ Das Zitat stammt von einer Frau, die regelmäßig in die „Sophie“ kommt. Eine andere sagt: „Die Sophie ist Luxus. Wir werden wie Königinnen behandelt.“

Beide Frauen wollen unerkannt bleiben, ein Wunsch, der in der „Sophie“, dem Frauentreff der Koepjohann'schen Stiftung, respektiert wird. Denn wer obdachlos ist, ein Suchtproblem hat oder Schlimmes erleben musste, weiß die Anonymität zu schätzen. Im November 2009 hat die Stiftung den Frauentreff „Sophie“ in der Albrechtstraße 15, nicht weit weg vom Bahnhof Friedrichstraße eröffnet. 15 Frauen finden dort zeitgleich Schutz und Ruhe vom Leben auf der Straße. Sie können duschen, ihre Wäsche waschen, Frühstücken und Mittag essen, gratis telefonieren und surfen, ihre Sachen wegschließen und im Treff auch Post empfangen, zum Beispiel von der Krankenkasse, dem Jobcenter oder der Bank. Auch Ausflüge und kulturelle Veranstaltungen stehen regelmäßig auf dem Programm. Vor Ort sind auch Sozialpädagogen, die beraten und Hilfe in der individuellen Notlage anbieten, nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Für die Beratung braucht es keinen Termin. Und das Team begleitet auch zu Ämtern und Behörden.

Monatlich kommen etwa 80 verschiedene Frauen in den Treffpunkt. Im Schnitt nimmt die Einrichtung elf Frauen im Monat neu auf. „Viele der Besucherinnen haben häusliche Gewalt erlebt“, informiert Leiterin Janine Ruttge. „Diskriminierung und Demütigungen gehören leider zu ihrem Alltag. Das zermürbt und macht misstrauisch.“ Deshalb lege man im Frauentreff großen Wert auf Freiwilligkeit. Wer etwas nicht will, wird in Ruhe gelassen. Fünf Tage in der Woche hat der Frauentreff aktuell geöffnet. Mit seinen Öffnungszeiten auch an Sonntagen und Feiertagen ist der Tagestreff einzigartig. „Die Sophie ist eine sehr kleine Einrichtung, was zunehmend problematisch wird“, so Janine Ruttge.“Wir sind deshalb gerade dabei zu überlegen, ob wir an Sonntagen unser Angebot vorrangig an tatsächlich wohnungslose oder obdachlose Frauen richten.“ Denn es kommen natürlich auch Frauen, die zwar eine eigene Wohnung oder ein eigenes Zimmer haben, jedoch arm sind und isoliert leben.

Mehr als 1,5 Millionen Euro hat die Koepjohann'sche Stiftung nach eigenen Angaben in den vergangenen 15 Jahren für den Tagestreff ausgegeben. Fördermittel bekommt die Stiftung nicht. Die sechs Mitarbeiter im Team von Janine Ruttge wechseln sich in der „Betreuung“ ab.

Die Koepjohann’sche Stiftung wurde 1792 vom Schiffbaumeister und Unternehmer Johann Friedrich Koepjohann gegründet und ist eine der ältesten Stiftungen in Berlin. Koepjohann verfügte testamentarisch, dass seine Immobilien in der Spandauer Vorstadt der Grundstock für eine Stiftung sein sollten. Aus den Miet- und Pachteinnahmen seiner Häuser wird bis heute die Stiftungsarbeit finanziert – eigene Einrichtungen und verschiedene soziale Projekte für Frauen, Kinder, Jugendliche und Senioren. Seit einer Satzungsänderung 2021 ist die Stiftung mittlerweile im gesamten Bezirk Mitte aktiv.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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