„Wir schaffen das“ fünf Jahre danach
Ghalia Zaghal und ihre Familie sind in Deutschland angekommen

Ghalia und ihre jüngste Tochter Sema leben seit fünf Jahren in Deutschland und sind glücklich in ihrer neuen Heimat.  | Foto: K. Rabe
  • Ghalia und ihre jüngste Tochter Sema leben seit fünf Jahren in Deutschland und sind glücklich in ihrer neuen Heimat.
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Tausende Menschen kamen 2015 nach Deutschland. Sie flüchteten vor Krieg und Armut in ihren Heimatländern. Es war nach der Wiedervereinigung die größte Herausforderung, vor der Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten stand. „Wir schaffen das“ verkündete damals Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Doch was wurde bis heute geschafft? Die Syrerin Ghalia Zaghal erzählt, wie sie und ihre Kinder sich in Deutschland ein neues Leben aufbauten.

Mit strahlendem Lächeln öffnet die junge Frau die Tür zu ihrer neuen Wohnung. Seit einem knappen halben Jahr lebt Ghalia Zaghal mit ihren Töchtern Rand (20) und Sema (10) sowie ihrem Sohn Mohamed (18) in der hübschen Tempelhofer Dachgeschosswohnung. Es ist der alleinerziehenden Mutter anzusehen, dass sie glücklich ist. Ihre Familie ist in Deutschland angekommen.

Die 42-Jährige kommt aus Idlib. Die Stadt liegt mitten im Krisengebiet an der türkisch-syrischen Grenze und ist gezeichnet von Krieg und Zerstörung. Vor fünf Jahren entschloss sie sich zur Flucht. Sie wollte ihre Kinder nicht in Angst und Chaos aufwachsen lassen. „Ich bin zunächst alleine gegangen“, sagt sie und erinnert sich an den beschwerlichen Weg über Ungarn nach Deutschland. In Berlin lebte sie die erste Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung. Doch schon bald konnte sie in eine Wohngemeinschaft ziehen. Vier Monate später kamen ihre drei Kinder nach.

„Wir hatten Glück. ‚Be an Angel‘ kümmerte sich um uns“. Der Verein wurde 2015 gegründet und engagiert sich seitdem für die Integration der geflüchteten Menschen, unterstützt bei der Ausbildungs- und Jobsuche und vermittelt Wohnraum. Über 1800 Menschen haben die „Engel“ schon begleitet. „Ohne die Hilfe des Vereins hätte ich meinen Weg nicht gefunden“, sagt Ghalia. Sie absolvierte erfolgreich den Integrationskurs, lernte die deutsche Sprache, macht inzwischen eine Berufsausbildung zur Kosmetikerin und lernte auch die vielen Unterschiede zwischen ihrer Kultur und der deutschen kennen. „Es gibt so viele Regeln und viel Bürokratie“, lacht sie. Aber wenn man es wirklich wolle, sei es nicht schwer, sich zurechtzufinden.

Zu Hause wird nur Deutsch gesprochen

Ganz ohne Probleme ging das aber auch nicht. „Ich musste von null anfangen, und es ging nur Schritt für Schritt voran“, erinnert sie sich. In Syrien hatte sie alles zurückgelassen – einen Teil ihrer Familie, Wohnung, Möbel, persönliche Dinge. Am schwierigsten war es für sie, Deutsch zu lernen. Damit sie die Sprache immer besser beherrscht, gibt es für die ganze Familie eine Regel: Zu Hause wird nur Deutsch gesprochen. Ihren Kindern fällt das nicht schwer, die sprechen inzwischen nahezu perfekt die neue Sprache.

Eine Rückkehr nach Syrien kommt für sie nicht infrage. „Deutschland ist jetzt unsere Heimat.“ Sie freut sich über ihr Leben in Frieden und Sicherheit. Obwohl sie und ihre Kinder auch immer wieder mit Ausländerfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert werden, bleibt Ghalia zuversichtlich: „Unsere Zukunft ist hier. Ich bin dankbar, hier zu sein.“

Das Beispiel von Ghalia Zaghal und ihrer Familie ist kein Einzelfall. Viele Menschen, die vor Krieg und Armut flüchten mussten, haben es geschafft. In den Schoß gefallen ist es ihnen jedoch nicht. Es gibt aber auch Menschen, die in Deutschland noch keinen Fuß gefasst haben. „Das liegt manchmal auch an den Menschen selbst“, weiß Günther Schulze vom Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf. Meistens seien es jedoch Vorurteile, denen die Geflüchteten begegneten und die es ihnen erschwerten, in der Normalität anzukommen, so Schulze. Das in der Heimat absolvierte Studium oder die Ausbildung werde oft nicht anerkannt. Betriebe tuen sich schwer, Geflüchtete auszubilden.

Die größten Probleme gebe es aber bei der Versorgung mit Wohnraum, meint Schulze. In etlichen Flüchtlingsunterkünften lebten Familien mit Kindern immer noch auf engstem Raum. Ziel müsse es sein, die Menschen auf lange Sicht in Wohnungen unterzubringen. Da würden auch Angebote von Privatpersonen helfen, die Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung stellen.

Weitere Informationen gibt es auf www.willkommensbuendnis-steglitz-zehlendorf.de und beanangel.direct.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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