Wirtshaus wieder Wärmestube
Hofbräu am Alex ist zum dritten Mal Tagestreff für Obdachlose
Das Hofbräu Wirtshaus Berlin in der Karl-Liebknecht-Straße 30 gegenüber dem Alex ist erneut Tagesunterkunft für Hunderte Obdachlose. Der Senat mietet im Rahmen der Kältehilfe die rustikalen Feierhallen im bayerischen Bierpalast an.
Wo sonst Touristen die Bierkrüge stemmen und Deftiges verdrücken, können sich in Wintermonaten wieder Obdachlose am Tage aufwärmen und was essen. Der Senat hat zum dritten Mal die erste Etage vom Hofbräu Wirtshaus Berlin gemietet. Der Tagestreff wird vom Sozialträger Gebewo pro betreut und hat montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Bis zu 300 Leute waren in der vergangenen Saison täglich dort und haben nicht nur die Wärme genossen, sondern wurden mit Getränken und warmen Mahlzeiten aus der Wirtshausküche versorgt. Auch in diesem Jahr erwartet die Besucher täglich ein vegetarisches und ein Fleischgericht aus der Restaurantküche.
Finanziert mit Senats- und EU-Mitteln
Bis Ende April bleibt der Tagestreff geöffnet. Für das Wirtshaus ist die Kooperation mit dem Senat eine sichere Einnahmequelle, für die Senatssozialverwaltung eine gute Möglichkeit, die Ärmsten der Stadt zu versorgen. Monatlich 200.000 Euro koste der Betrieb des Tagestreffs, wie Stefan Strauß, Sprecher von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke), sagt. Das Geld kommt aus der Senatskasse und vor allem aus dem EU-Programm „React“. Mit der Förderung aus Brüssel sollen „die Lebensverhältnisse von Menschen, die von den sozialen Folgen der Pandemie in besonderem Maß betroffen sind, verbessert werden“, sagt Strauß.
In der Obdachlosen-Tagesstätte im Hofbräu gibt es neben einer kostenlosen Mahlzeit und heißen Getränken auch mehrsprachige Sozialberatungen. Die Obdachlosen können sich in der Kleiderkammer neue Sachen besorgen. Dafür werden „ganz dringend Spenden, vor allem warme Herrenkleidung, Schlafsäcke und Decken benötigt“, sagt Nora Christoph vom Netzwerk „sozial.berlin“. Auch Hygieneartikel, Gesellschaftsspiele, Zeitschriften und Bücher können zu den regulären Öffnungszeiten im Hofbräu abgegeben werden. Für die medizinische Versorgung der Obdachlosen und für Coronatests steht das Deutsche Rote Kreuz bereit. Wer den angebotenen Coronatest nicht machen will, kommt trotzdem rein. Auch Hunde dürfen die Obdachlosen mit hoch in die erste Etage bringen.
Erstmals wird der Tagestreff für Obdachlose ein ganzes Jahr finanziert. Mithilfe der EU Gelder bleibt der Tagestreff bis Ende November 2023 geöffnet. Insgesamt stehen dafür 2,4 Millionen Euro bereit. Ab Mai betreibt die Gebewo den Tagestreff jedoch nicht mehr im Hofbräu, sondern in der Traglufthalle am Containerbahnhof in Friedrichshain. Dort unterhält die Stadtmission eine ganzjährige Notübernachtung. Laut Nora Christoph kümmern sich dann tagsüber Sozialarbeiter in der Traglufthalle um die Wohnungslosen.
Der Tagestreff mit Essenversorgung im Hofbräu ist auch deshalb erneut nötig, weil „viele Tagestreffs und Suppenküchen auch in diesem Jahr ihre Platzzahlen reduzieren mussten, um den Infektionsschutz zu gewährleisten“, heißt es aus der Senatssozialverwaltung. Der Tagestreff Mitte im Hofbräu Berlin solle „erneut dabei helfen, diese Versorgungslücke zu schließen“. Für Gebewo-Chef Ekkehard Hayner ist „der Tagestreff ein ganz wichtiges Ankerprojekt der Berliner Wohnungslosenhilfe“. Die Gebewo leiste wieder gemeinsam mit den Kollegen vom Hofbräu Überlebenshilfe.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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