Schach im Schloss
Johanniter betreuen in der Wärmestube im Humboldt Forum erneut Obdachlose
Auch in diesem Winter wird ein großer Teil des Museumsshops im Humboldt Forum im Rahmen der Kältehilfe zur Tagesunterkunft für Obdachlose. Auch kleine Konzerte sind geplant.
Bis Ende März können sich zum zweiten Mal Obdachlose und alle, die Wärme und Essen brauchen, im Humboldt Forum genannten Schlossnachbau aufwärmen. Der Shopbetreiber Muson stellt einen der beiden Schlossläden als Tagesunterkunft und „Ort der Wärme“ zur Verfügung. Ehrenamtliche Johanniter kümmern sich um die Menschen, beraten oder hören einfach zu. Wo sonst Regale mit Berlin-Souvenirs, Büchern und Schloss-Merchandising stehen, gibt es kostenlose Heißgetränke und kleine Snacks. Die Besucher können zum Beispiel Schach spielen oder in der Lese- und Spendenecke stöbern.
„Auch diesen Winter werden wieder viele Menschen vor besonderen Herausforderungen stehen“, sagt Christine Rieffel-Braune. Sie hatte im vergangenen Jahr die Idee, den Museumsshop im Rahmen des Netzwerks der Wärme als Wärmestube zur Verfügung zu stellen. In dem Netzwerk hatten sich staatliche, kirchliche, soziale und private Organisationen zusammengeschlossen, um wegen der Energiekrise Bedürftigen zu helfen. Auch die Bibliotheken wurden mit verlängerten Öffnungszeiten zu Wärmstuben.
Im vergangenen Winter haben die Johanniter fast 10 000 Besucher gezählt. An kalten Tagen kamen bis zu 150 Gäste. Darunter waren auch viele Besucher des Humboldt Forums, also eher keine bedürftigen Menschen, die einen Blick in die ungewöhnliche Wärmestube im noblen Ambiente werfen wollten. „Wir erhielten sehr viele positive Rückmeldungen“, sagt Jörge Bellin, Koordinator der Wohnungslosen- und Obdachlosenhilfe der Berliner Johanniter.
Die Johanniter sorgen nicht nur für einen warmen Aufenthalt, „sondern schaffen auch einen Raum für Gespräche sowie niedrigschwellige soziale Integration und Teilhabe“, heißt es bei den Johannitern. Die Nachfrage nach solchen Angeboten der Kältehilfe steige, sagt Björn Teuteberg. „Die Gäste werden jünger und deren Probleme vielschichtiger. Deshalb werden wir im kommenden Winter unsere Beratungsangebote ausbauen“, so der Regionalvorstand der Berliner Johanniter. Erstmals sind im Musemsshop auch kleine Konzerte und künstlerische Auftritte geplant. „Inklusion bedeutet auch kulturelle Teilhabe“, so der Johanniter-Chef.
Im „Ort der Wärme“ wird aktuell die Fotoausstellung „mensch sein“ des Rostocker Fotografen Andreas Duerst und der Sozialarbeiterin Anja Gronwald gezeigt. Sie haben die Gäste und freiwilligen Helfer der Johanniter-Notübernachtung in Kreuzberg porträtiert. Die Johanniter suchen noch ehrenamtliche Unterstützung für den „Ort der Wärme“. Sachspenden wie Kaffee, verpackte Süßwaren, Kleidung sowie ungeöffnete Hygieneartikel können nach vorheriger Absprache abgegeben werden. Weitere Informationen dazu gibt es über den E-Mail-Kontakt humboldtforum.berlin@johanniter.de.
Der „Ort der Wärme“ der Johanniter im Humboldt Forum befindet sich im Museumsshop am Portal 3 auf dem Schlossplatz. Die Wärmestube ist täglich außer dienstags von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Am 24. und 31. Dezember ist geschlossen. Weitere Informationen auch unter johanniter.de/kaeltehilfe-berlin
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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