Die Rückkehr der Wärmestuben
Kirchen, Bibliotheken, Museen, Stadtteilvereine und Clubs schließen sich zum Netzwerk zusammen

In der Amerika-Gedenkbibliothek der ZLB kann man jetzt länger bleiben, auch um sich aufzuwärmen. | Foto:  ZLB
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Explodierende Energiekosten und drastische Sparmaßnahmen aufgrund des Ukraine-Krieges bringen viele an die Grenze der Belastbarkeit. Das „Netzwerk der Wärme“ will in der Krise Orte der Begegnung schaffen. Es ist auch die Rückkehr der Wärmestuben.

Die Bibliotheken als Orte für Leseratten – jetzt werden sie auch zu Wärmestuben und Treffpunkten für Menschen, die mit dem Heizungsregler zu Hause sparen müssen. 61 Bibliotheken sind Teil des „Netzwerkes der Wärme“, in dem sich Stadtteilzentren, Nachbarschaftstreffs, Kultureinrichtungen, Clubs, Bibliotheken, Vereine, Kirchen, Unternehmen, Verbände und private Initiativen zusammengeschlossen haben. Über 20 Vertreter aus Politik, Religion, Sozialwesen, Wirtschaft, Handwerk und Kultur haben jetzt im Roten Rathaus die Charta der Wärme unterzeichnet. Mit zusätzlichen Öffnungszeiten, warmen Getränken oder Kulturangeboten wollen sie in den Wintermonaten auch menschliche Wärme schenken. „Mit Herz und Solidarität kommen wir gemeinsam besser durch den Winter“, heißt es in der Erklärung. Das „Netzwerk der Wärme“ gehört zum Berliner Entlastungspaket. Für das Netzwerk sind knapp elf Millionen Euro vorgesehen.

"Ein Museum ist kein Elfenbeinturm"

Elf Bibliotheken erweitern ihre Öffnungszeiten am Wochenende und lassen auch sonntags die Bürger rein. Die Leute würden bereits vermehrt kommen, um nicht alleine zu Hause zu sein, sagt Bibliothekssprecherin Anna Jacobi. „Auch wenn wir nur bis auf 19 Grad heizen, ist es bei uns besser, als zu Hause im Kalten zu sitzen“, so Jacobi. Die Bibliotheken sind wie viele andere Orte jetzt auch Wärmestuben. „Als Museum sind wir ein Ort für alle, und wenn es neben der Kunst auch zum Aufwärmen ist. Ein Museum ist kein Elfenbeinturm“, betont der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach. Das Kulturzentrum Haus der Kulturen Lateinamerikas – Casa Latinoamericana – bietet im neuen Domizil, Am Sudhaus 2, in Neukölln einmal pro Woche „eine heiße Suppe gegen die Kälte“, sagt Geschäftsführerin Dolly Conto Obregon.

Erzbischof Heiner Koch appelliert an „alle unsere Gemeinden, Einrichtungen, aber auch Familien und Kreise, selbst tätig zu werden: Gemeinderäume zu öffnen, gemeinsames Kochen zu ermöglichen, Einsamkeit zu identifizieren und zu überwinden“, wie er in der gemeinsamen Netzwerk-Erklärung sagt. „Es kann und darf nicht sein, dass in diesem Land und in unserer Stadt Menschen zwischen Hungern oder Heizen entscheiden müssen“, so Christian Stäblein, Bischof der evangelischen Kirche. Die Angebote in den Gemeinden würden von der Unterstützung bei der Beantragung staatlicher Zuschüsse bis zum Öffnen von Wärmestuben und Räumen der Gemeindehäuser reichen.

"Austausch bei einer Tasse Tee"

Auch der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) beteiligt sich am Berliner „Netzwerk der Wärme“, um die sozialen Folgen der aktuellen Krise aufzufangen, wie Vorstandssprecherin Ayşe Demir sagt. „Wir erweitern unsere Beratungsangebote um Themen wie Energiesparen und öffnen unsere Türen für alle, die mit Fragen oder dem Wunsch zum Austausch bei einem Glas Tee in unsere Räume kommen wollen“, sagt Demir.

Wo sonst nachts getanzt und wild gefeiert wird, kann man sich künftig auch tagsüber aufwärmen. „Wir als Clubs zeigen uns solidarisch, wenn der Winter besonders hart wird. Unsere Räume sind tagsüber genauso schön wie nachts“, sagt Pamela Schobeß von der Clubcommission Berlin. „ Wenn es nötig wird und wir selbst noch heizen können, freuen wir uns, unsere Wärme mit noch mehr Menschen zu teilen”, so die Clubchefin.

Alle Informationen zum „Netzwerk der Wärme“, die „Charta der Wärme“ und alle Angebote auf einer Karte gibt es im Internet unter https://www.berlin.de/sen/ias/aktuelles/netzwerk-der-waerme-1258621.php.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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