380 Plätze für Notübernachtungen
Laut Sozialstadtrat Gothe muss niemand im Bezirk obdachlos sein

Die Kälte ist für Obdachlose lebensgefährlich. | Foto:  pixabay (Symbol)

Das Bezirksamt Mitte bietet in diesem Winter 380 Übernachtungsplätze für obdachlose Menschen in der Kältehilfe an.

„Niemand muss in Mitte obdachlos sein. Für jeden wohnungslosen Menschen wird die bezirkliche Fachstelle für Obdachlosenhilfe eine Unterbringung finden und einen Schlafplatz vermitteln“, sagt Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Hintergrund für seine Offensive ist der Tod eines Obdachlosen, der am 20. Januar leblos auf einer Parkbank im Volkspark Humboldthain gefunden wurde. Der 55-jährige Obdachlose ist der erste Kältetote in diesem Jahr. Laut Gothe muss niemand im Freien übernachten. „Bei diesen Minustemperaturen ist das nicht verantwortbar“, so der Stadtrat.

Das Bezirksamt hat zusätzliche Übernachtungsplätze für Obdachlose geschaffen, weil die Nachfrage nach Notübernachtungsplätzen im Winter stark ansteigt. Jeden Tag stehen im Bezirk insgesamt 380 Schlafplätze zur Verfügung. Mitte als Innenstadtbezirk hat die meisten der insgesamt rund 1000 Plätze in Berlin, in denen Obdachlose im Winter unterkommen können, ohne persönliche Angaben zu machen.

Die Notübernachtung der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße bietet 125 Gästen pro Nacht Zuflucht. Dazu gibt es täglich größere und kleinere Einrichtungen wie Evas Haltestelle mit 20 Plätzen, die Caritas mit 25 Plätzen, die AWO Berlin mit 50 Frauenplätzen und die Neue Chance mit 40 Plätzen. Zusätzlich ging das Unionshilfswerk mit weiteren 120 Plätzen an den Start. Der Träger bespielt das Gebäude des früheren Vermessungsamtes Tiergarten, das bereits als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde und zukünftig zu einer Gemeinschaftsunterkunft umgebaut wird. In einigen Notübernachtungen stehen auch spezielle Schlafplätze „für Straßenbewohner mit ihren Hunden zur Verfügung“, so Gothe. Viele Obdachlose gehen nicht in die Notübernachtungen, weil sie ihre Hunde nicht mitnehmen dürfen. In der Berliner Stadtmission gibt es eine Hundezimmer, in dem Obdachlose ihren Hund an einem Haken neben der Isomatte anleinen können.

Die Kältehilfe kostet den Bezirk aktuell knapp 1,3 Millionen Euro. Die 17 Euro Zuweisung vom Senat reichen dabei nicht aus. Der Bezirk muss die höheren Kosten von bis zu 38 Euro pro Schlafplatz übernehmen und hoffen, dass der Senat die Ausgaben rückwirkend erstattet. „Die vor Jahren festgelegten preislichen Kalkulationen halten mit der tatsächlichen Kostenentwicklung nicht mehr Schritt“, sagt Ephraim Gothe. Die Erstattungsbeträge pro Schlafplatz müssten den aktuellen Gegebenheiten und Bedarfen angepasst werden.

Ein Grund für die höheren Kosten sind Ausgaben für Sicherheitsdienste, ohne die heute kein Träger mehr Kältehilfe anbietet. Um die Mitarbeiter vor Angriffen zu schützen oder auch Streitereien der schwierigen Klientel untereinander zu verhindern, werden Security-Leute eingesetzt. Diese Kosten sind in den Senatszuweisungen nicht mitkalkuliert; genauso wenig wie eine warme Mahlzeit, die die Träger den Obdachlosen anbieten. Der Kältehilfe-Platz beim Unionshilfswerk kostet zum Beispiel 32,53 Euro. Grund dafür ist unter anderem eine Brandwache, die wegen fehlenden Brandschutzes eingesetzt werden muss. Die Kältehilfeplätze werden noch bis Ende April angeboten. Zurzeit sind die Häuser „rappelvoll“, wie Hans Marien vom Sozialamt sagt.

Gothe kündigt an, zukünftig wieder mehr Sozialarbeiter in die Spur zu schicken. Dabei geht es um „Präventionsarbeit zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit bis hin zu Streetwork“, so der Stadtrat. Ab 1. März ist die erste Stelle in der Straßensozialarbeit besetzt, im April beginnt ein zweiter Sozialarbeiter seinen Job. Gothe will „in den Haushaltsberatungen mit der BVV für vier weitere Stellen werben“. Er betont, dass es neben der Kältehilfe weitere Angebote gibt. Das sind zum Beispiel Hilfsangebote der Erlöserkirche, der Heilandskirche, der St. Paulus Gemeinde, der St. Laurentius Gemeinde und der St. Marienkirche, die an verschiedenen Tagen der Woche Essen ausgeben.

Alle Informationen der Berliner Kältehilfe und zu den Standorten unter www.kaeltehilfe-berlin.de.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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