Maria Tessmer engagiert sich in einem Kindergarten
Seit zwei Jahren ist die Biesdorferin Lesepatin in der Kita "Traumzauberhaus" in Hellersdorf. Die 64-jährige medizinisch-technische Assistentin musste ihre Tätigkeit im Krankenhaus aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig beenden und suchte nach neuen Herausforderungen. "Mein ursprünglicher Berufswunsch war eigentlich Kindergärtnerin", sagt sie.
Als Mutter von zwei Söhnen und als zweifache Großmutter konnte sie zwar ihre ursprüngliche berufliche Neigung ausleben. "Doch nun sind die Söhne längst erwachsen und die Enkel wachsen mir inzwischen über den Kopf", sagt sie lachend. Da las sie einen Aushang des Bürgernetzwerkes. Das suchte ehrenamtliche Lesepaten für Kitas und Schulen. "Das war genau das, was ich immer wollte."
Seitdem warten jeden Dienstag zwischen 9 und 11 Uhr nacheinander zwei Kitagruppen im Bibliothekszimmer gespannt auf Maria Teßmer. Die Kinder wissen, es wird nicht nur vorgelesen. Passend zum Lesestoff werden auch Spiele gemacht, es wird gesungen und man kann sogar Gummibärchen und kleine Präsente gewinnen, wenn man gut aufgepasst hat und die entsprechenden Fragen beantworten kann. Aktuell stehen die Abenteuer des kleinen Wickingers Wickie an.
"Ich lese selbst sehr gern, und ich weiß, die Muttersprache ist ein kostbares Gut, denn sie ist der Schlüssel zur Bildung. Deshalb kann man nicht früh genug damit anfangen, Kinder zum Lesen und Kommunizieren anzuregen", sagt Maria Teßmer. Doch sie liest nicht nur aus Büchern, sie trägt auch selbst verfasste kleine Geschichten vor. Im "Küchenfest" geht es beispielsweise darum, was Mutti alles im Küchenschrank hat. In "Wassertröpfchens Reise" behandelt sie den Kreislauf des Wassers. In der Ostergeschichte "Wenn alle helfen" unterstützen die Tiere des Waldes den Osterhasen. Und mit der "Reise ins Erzgebirge" erinnert sich die Lesepatin an ihre Kindheit, als es noch per Dampflok ins Weihnachtsmannland ging.
Kerstin Krüger, Leiterin der Kita "Traumzauberhaus", ist ebenso begeistert, wie die Kinder, die sich inzwischen um die Vorlesestunden reißen. "Die Resonanz ist einfach großartig", freut sich die Kita-Leiterin. "Und wer von den Kindern hat heutzutage noch eine Oma, die jede Woche vorlesen kann?" Das Bürgernetzwerk Bildung des VBKI unterstützt die ehrenamtlichen Lesepaten mit einem monatlichen Stammtisch im Ludwig-Ehrhard-Haus. Dort werden Erfahrungen ausgetauscht und mögliche Themen besprochen. Bisher konnte das Netzwerk berlinweit rund 2000 Lesepaten in Grund- und Förderschulen sowie Hauptschulen und Kitas vermitteln. "Der Bedarf an neuen Lesepaten ist nach wie vor groß", sagt Karola Hagen vom Bürgernetzwerk Bildung.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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