Senat fordert mehr Impfstoff
Mehr als die Hälfte aller Affenpocken-Infektionen deutschlandweit gibt es in Berlin

Die MPX-Kampagne des Lageso ist speziell auf schwule Männer zugeschnitten. Fast alle Fälle sind bisher bei ihnen aufgetreten. | Foto:  Lageso
  • Die MPX-Kampagne des Lageso ist speziell auf schwule Männer zugeschnitten. Fast alle Fälle sind bisher bei ihnen aufgetreten.
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Die Senatsgesundheitsverwaltung fordert vom Bund dringend mehr Impfstoff gegen das Affenpockenvirus (MPX). Denn mehr als die Hälfte der bundesweiten Infektionen wurden in der Hauptstadt registriert.

„Berlin muss bei der Verteilung priorisiert werden. Wenn der Ausbruch in Berlin eingedämmt werden kann, profitieren davon auch die anderen Bundesländer“, sagt Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz. In Berlin sind derzeit 1253 MPX-Fälle registriert. Nur zwei sind infizierte Frauen. Bisher konzentriert sich der Ausbruch in nichtafrikanischen Ländern vor allem „auf Männer, die Sex mit Männern haben, insbesondere solche mit mehreren Geschlechtspartnern“, sagt Tedros Adhanom Ghebreyesus. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation hat wegen steigender Zahlen den „öffentlichen Gesundheitsnotstand internationaler Tragweite“ ausgerufen.

Weltweit gibt es bisher in mehr als 70 Ländern über 17 000 Krankheitsfälle. In Deutschland waren es zuletzt über 2300 Fälle. Der Senat wirbt mit Sprüchen wie „Share Cocks, not Pox!“ (Teile Schwänze, keine Viren) oder „Share Yoy, not Pox!“ (Teile Freude, keine Viren) für die Impfung. Der Aufruf im Leuchtschriftdesign vor schwarzer Wand soll homosexuelle Männer überzeugen, sich impfen zu lassen. Affenpocken werden durch engen Hautkontakt übertragen, vor allem beim Sex. Berlin hat deutschlandweit mit Abstand die meisten Fälle. „Obwohl sich jeder mit MPXV infizieren kann, wurden bisher die meisten Fälle bei schwulen und bisexuellen Männern und anderen Männern, die Sex mit Männern haben, festgestellt“, steht auf der Website des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). MPX sei aber keine „Schwulenkrankheit” und „nichts, wofür man sich schämen muss“, heißt es dort.

„Wir hatten einen erfolgreichen Impfstart gegen das Affenpockenvirus. Die Impfbereitschaft ist sehr hoch“, sagt Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz. Allerdings müssten die wenigen vorhandenen Impfdosen sehr stark priorisiert werden, „sodass nicht alle Personen aus der Risikogruppe sofort ein Impfangebot erhalten können“. Bisher stehen in Deutschland rund 40 000 Impfdosen zur Verfügung. Berlin hat knapp ein Viertel davon erhalten. Laut Bundesgesundheitsministerium sollen im dritten Quartal weitere 200 000 Impfdosen kommen.

Über vermehrt auftretende Affenpockenfälle wurde erstmals Anfang Mai berichtet. Derzeit sind Spanien, Portugal, das Vereinigte Königreich und Deutschland am stärksten betroffen. Laut Ermittlungen der Berliner Gesundheitsämter haben zu Beginn des Ausbruchs große Events wie die GayPride Maspalomas in Gran Canaria, das Darklands Festival in Antwerpen und auch die Snax-Party in Berlin bei den Ansteckungen eine Rolle gespielt. „Insgesamt stecken sich die meisten Fälle in Berlin an und mehr als die Hälfte haben im angenommenen Infektionszeitraum Sexpartys oder Clubs besucht“, heißt es auf der Seite des Lageso.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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