Bodycams fürs Ordnungsamt
Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel prüft Video-Einsatz

Nach der umstrittenen Räumung eines Obdachlosencamps im Ulap-Park am Hauptbahnhof prüft Bürgermeister Stephan von Dassel den Einsatz von sogenannten Bodycams „für Beschäftige in konflikthaften Einsätzen im Außendienst“.

Von Dassel will mit den Videos „zukünftig transparent und nachvollziehbar derartige Sachverhalte und im Raum stehende Vorwürfe aufklären“, wie er mitteilt. Hintergrund ist die Räumung eines Obdachlosencamps im Ulap-Park vom 9. Januar. Ein erst Tage später im Internet veröffentlichtes Video vom Einsatz zeigt Bilder, die auch Bürgermeister von Dassel „verstört haben“, wie er sagt. Auf dem Video ist eine gefesselte Frau zu sehen, der Polizisten von hinten ein weißes Tuch über den Kopf ziehen und sie dann zum Polizeifahrzeug führen. Der Einsatz sorgt für heftige Kritik. Laut Polizei soll die Obdachlose aggressiv gewesen sein und sich geweigert haben, den Platz zu verlassen. Auf dem Video ist von Widerstandshandlungen allerdings nichts zu sehen. Zum Eigenschutz hätten ihr die Beamte ein sogenanntes Spucktuch über den Kopf gezogen; auch um nicht mit den Kopfläusen in Berührung zu kommen. Linken-Politiker Nils Schrader nannte das Vorgehen entwürdigend. Auch Mittes SPD-Bundestagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Eva Högl kritisierte den Einsatz gegen Obdachlose scharf.

Bürgermeister Stephan von Dassel stellt sich hinter Polizei und seine Ordnungsamtsmitarbeiter. Für ihn bestehe bis zu einer abschließenden Prüfung des Einsatzes „kein Anlass, die Aussagen der Polizisten sowie des Ordnungsamts in Zweifel zu ziehen“. Polizisten sowie Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Straßen- und Grünflächenamtes würden „immer wieder auch mit aggressivem und ihre Gesundheit gefährdendem Verhalten von obdachlosen Menschen konfrontiert“, so von Dassel, der schon länger gegen illegales Wildcampen in Grünanlagen vorgeht. Er will die Teams jetzt mit Bodycams ausrüsten, damit solche Einsätze besser dokumentiert werden.

Den Vorwurf von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke), das Bezirksamt Mitte engagiere sich nicht für obdachlose Menschen, ist für von Dassel „in jeder Hinsicht unberechtigt“. In keinem Bezirk gebe es mehr Plätze im Rahmen der Kältehilfe. 2018 habe das Bezirksamt mehrere Hunderttausend Euro dafür ausgegeben, „weil der Senat die Kosten nur teilweise übernahm“. In einer ehemaligen Schule sind aktuell zu Lasten des Bezirkshaushalts mehrere obdachlose Personen aus EU-Ländern untergebracht, die beim Jobcenter keine Leistungsansprüche haben und sich gleichzeitig weigern, Überbrückungshilfen zu beantragen oder in ihre Heimat zurückzukehren. "Seit fast einem Jahr wartet das Bezirksamt auf die vom Sozialsenat zugesagte Unterstützung für die Betroffenen“, so von Dassel.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 469× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 434× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 869× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.