Keine Antikörper trotz Infektion
Robert-Koch-Institut stellt Ergebnisse lokaler Corona-Studie vor

Von Mitte November bis Anfang Dezember 2020 wurden mehr als 2000 Einwohner in Mitte in der Antikörper-Studie getestet. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Von Mitte November bis Anfang Dezember 2020 wurden mehr als 2000 Einwohner in Mitte in der Antikörper-Studie getestet.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Drei Wochen haben die Wissenschaftler getestet. Nun liegen die Ergebnisse der „Corona-Monitoring-lokal“-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Mitte vor. Bei fast 40 Prozent der Probanden waren trotz Infektion keine Antikörper nachweisbar. Und: Doppelt so viele hatten sich infiziert als bis dato bekannt.

2287 Einwohner aus Mitte hatte das Robert-Koch-Institut Ende vergangenen Jahres in der zweiten Pandemie-Welle für seine Antikörper-Studie getestet. Mit Blutproben und Rachenabstrichen, Kurzfragebogen und Nachbefragung. Jetzt stellten RKI-Präsident Lothar Wieler und Studienleiterin Claudia Santos-Hövener die Ergebnisse bei einer Video-Konferenz vor.

Bei 21 Getesteten konnte eine akute Corona-Infektion festgestellt werden und somit bei einem Prozent aller Studien-Teilnehmer. Die Mehrheit der Erkrankten hatte mindestens ein typisches Symptom, also hohes Fieber, Atemnot oder Husten. Da diese Ein-Prozent-Zahl durchaus repräsentativ sei, könne sie auf den gesamten Bezirk mit seinen rund 385 800 Einwohnern hochgerechnet werden, sagte Santos-Hövener. Bei 37 Prozent der Erwachsenen, die nach eigenen Angaben vor der Studie positiv auf das Corona-Virus getestet worden waren, konnten keine sogenannten neutralisierenden Antikörper nachgewiesen werden. „Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass keine Immunität mehr besteht“, so Santos-Hövener. Denn der Körper habe noch andere Schutzmechanismen. Insgesamt sei die Zahl aber niedrig. „Bei unserer Studie in Straubing konnten bei 57 Prozent Antikörper nachgewiesen werden.“ Für RKI-Präsident Lothar Wieler sprach das Ergebnis dafür, sich möglichst impfen zu lassen. „Denn wir wissen, Corona-Viren hinterlassen keinen hohen Immunschutz im Körper.“ Untersuchungen weltweit hätten zudem gezeigt, dass sich 13 bis 18 Prozent aller Menschen, die an Sars-CoV-2 erkrankt und wieder genesen sind, erneut anstecken können.

Mit der Lokal-Studie in Mitte wollte das RKI aber nicht nur herausfinden, ob die Testpersonen bereits Antikörper gegen das neuartige Corona-Virus gebildet haben. Die Wissenschaftler hofften auch auf Erkenntnisse zur Dunkelziffer von Infektionen. Hier stellte sich heraus, dass mit der Studie 2,2 Mal mehr akute Infektionen nachgewiesen werden konnten als zum Testzeitpunkt über die offiziellen Meldezahlen bekannt waren. Was laut RKI mit dem diffusen Ausbruchsgeschehen erklärt werden kann. 

Weitere Erkenntnisse: Bei 4,4 Prozent der Probanden wurden Antikörper generell als Nachweis einer durchgemachten Infektion entdeckt, mehrheitlich bei Männern. Neutralisierende Antikörper gegen das Virus hatten jedoch nur 2,4 Prozent im Blut. Insgesamt zeigte die Studie, so ein Fazit der Wissenschaftler, dass damals etwa fünf Prozent der Teilnehmer akut infiziert waren oder die Erkrankung bereits durchgemacht hatten.

Einige Fragen konnte das RKI nicht beantworten, etwa zur Verbreitung der Virus-Mutationen. Das sei mit der damaligen Studie nicht untersucht worden, so Wieler. Bis März wollen die Wissenschaftler alle Daten ausgewertet haben. Dazu gehören auch soziale Indikatoren.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.750× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.091× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.704× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.615× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.