Verein Silbernetz
Seit dem 24. September gibt es in Berlin eine Hotline gegen Einsamkeit

Sie haben den Verein Silbernetz 2004 mit begründet: Projektleiterin Elke Schilling, der 2. Vorsitzende Volker Kleining, und die Beisitzende Dörte Zitzke-Engelhorn (von links). | Foto: Regina Friedrich
  • Sie haben den Verein Silbernetz 2004 mit begründet: Projektleiterin Elke Schilling, der 2. Vorsitzende Volker Kleining, und die Beisitzende Dörte Zitzke-Engelhorn (von links).
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Einsamkeit muss nicht sein: Unter der kostenfreien Nummer 0800 470 80 90 stehen die Mitglieder des Vereins Silbernetz jetzt täglich von 8 bis 20 Uhr als Gesprächspartner zur Verfügung. Ab Weihnachten wollen sie diesen Service rund um die Uhr anbieten.

Als ihr alter Nachbar aus der Wohnung getragen wurde, in der er still und einsam verstorben war, fragte sich Elke Schilling: Wie kann man so etwas verhindern? Die Antwort lieferte ein Krimi von Minette Walters. Da gab es in einem Dorf ein Telefonnetzwerk mit älteren Menschen – allerdings war das nur eine Erfindung der Autorin. Dann hörte sie von der Silverline in London, fuhr hin und informierte sich. Die Idee war geboren.

„Es ist einfach, Menschen zu finden, die das Thema berührt“, sagt Elke Schilling, Projektleiterin von Silbernetz und ehemalige Vorsitzende der Seniorenvertretung Mitte, „aber eine Öffentlichkeit dafür herzustellen, die das Problem bewusst aufgreift, das ist schwierig.“ Die Politik habe es ignoriert und weitgehend auch die Wissenschaft, stellt sie fest.

Erfolgreicher Probelauf

Es war ein gutes Stück Arbeit in den vergangenen vier Jahren, die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren. Der Durchbruch kam dann mit dem Probelauf zu Weihnachten 2017. In den acht Tagen, an denen das Hilfetelefon geschaltet war, meldeten sich über 200 Anrufer. Im Durchschnitt waren sie 65 Jahre alt, der älteste 85 Jahre. Das ist auch die angedachte Zielgruppe. „Wenn man aus dem Erwerbsleben raus ist und sich auch Verwandte und Freunde nach und nach verabschieden, dann ist die Gefahr, einsam zu werden, riesengroß“, sagt Elke Schilling.

Am anderen Ende der Hotline 0800 470 80 90 sitzen Menschen, die vom Jobcenter bezahlt werden. Sie sind schon älter oder schwerbehindert, können aber empathisch und einfühlsam telefonieren. Und sie haben die Chance, sich eine Perspektive für ihr Berufsleben zu sichern. Es gab eine Anschubfinanzierung für die Geschäftsstelle, die vom Humanistischen Verband getragen wird. Durch die Lottostiftung ist diese erst mal bis Mitte 2020 abgesichert.

Das Silbernetz bietet nicht nur Gespräche an, sondern vermittelt bei Bedarf auch Ansprechpartner in unterschiedlichen Bereichen. Jemand sucht Gleichgesinnte für ein Hobby? Da gibt es doch einen Seniorentreff in der Nähe. Eine Anruferin weiß nicht, wie sie zum Arzt kommt? Da kann ein Mobilitätsdienst helfen. Es wird jemand einfach so nur zum Reden gesucht? Da kommen dann die Silbernetzfreunde zum Einsatz. Das sind Ehrenamtliche, die regelmäßig einmal in der Woche ein Gespräch führen. Tag und Uhrzeit werden gemeinsam mit dem Anrufenden besprochen.

Silbernetzfreunde gesucht

Derzeit gibt es rund 30 Silbernetzfreunde, meist Frauen, aber auch einige Männer zwischen 25 und 85 Jahre. Sie kommen aus allen Bevölkerungsgruppen und sind auch unterschiedlicher Herkunft. „Ich bin begeistert von dieser Mischung“, freut sich Elke Schilling, „dabei haben wir gar nicht bewusst darum geworben.“ Aber es ist gut so, denn im Alter lassen die Fremdsprachenfähigkeiten nach und so mancher ältere Mensch möchte sich lieber in seiner Muttersprache unterhalten. Türkisch, Russisch, Hindi oder andere Sprachen sind möglich.

Wer gerne als Silbernetzfreund oder -freundin mitmachen möchte, kann sich bei Silbernetz melden. Nach einer Wochenendweiterbildung sind sie dann fit für die Gespräche mit den Senioren. Bis Jahresende, wenn wie geplant die Hotline 24 Stunden lang geschaltet ist, sollen es zwischen 50 und 60 Freunde sein.

Für das Hilfetelefon, dessen Träger der Verein Silbernetz ist, werden noch Spenden benötigt. „Unser Ziel ist, dass in zwei Jahren Geschäftsstelle und Hilfetelefon vom Verein getragen werden“, hofft Elke Schilling. „Und vielleicht findet sich auch noch eine Telefongesellschaft als Sponsor.“

Weitere Informationen findet man auf www.silbernetz.org.

Autor:

Regina Friedrich aus Wilmersdorf

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