Kneipe statt Kaufhaus
Soziologen stellen erste Forschungsergebnisse zu den Folgen der Corona-Krise vor
Wissenschaftler der Humboldt-Universität (HU) und Technischen Universität (TU) haben erste Ergebnisse zu den sozialen Folgen der Corona-Pandemie vorgestellt. Die Onlineumfrage „Städtisches Leben während Corona" läuft noch bis Ende September.
Kneipe statt Kaufhaus – das ist ein Ergebnis der noch laufenden Sozialstudie zu den Corona-Folgen in Berlin. Die Menschen haben während des Corona-Lockdowns am meisten darunter gelitten, dass Clubs und Bars geschlossen waren – genauso wie Fitnessstudios und Sportvereine. Auf Shoppingerlebnisse konnten sie gut verzichten. Es sind die Orte in der Nachbarschaft, die wichtig sind. „Die Menschen sehnten sich während der Corona-Schließungen gerade nach den Orten, an denen sie normalerweise sowohl Bekannte wiedersehen als auch mit Fremden ins Gespräch kommen. Wir brauchen diese Orte für unser Leben, und die Stadt braucht sie für ihren Zusammenhalt“, sagt Soziologie-Professorin Talja Blokland. „Es wäre völlig falsch, Sportvereine, Fußballstadien oder Tanzclubs für Orte überflüssigen Vergnügens zu halten“, zieht die Chefin des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung an der HU ein Zwischenfazit.
Bisher haben über 2000 Menschen an der Onlineumfrage „Städtisches Leben während Corona“ teilgenommen. Bis zum 30. September können Berliner und Menschen aus dem Umland ab 18 Jahren noch die Fragen beantworten. Die anonymisierte Umfrage dauert etwa 30 Minuten. Die Wissenschaftler haben die Fragebögen auch an per Zufall ausgewählte Haushalte verschickt. „Die Befragung soll dabei helfen zu verstehen, wie die Berliner in dieser Situation zurechtkommen“, heißt es auf der Projektseite. Es gehe darum, die „sozialen Folgen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen politischen Maßnahmen besser zu verstehen“. Die Corona-Studie ist Teil des Forschungsprojektes „Die Welt in meiner Straße“, das bis Dezember 2021 durchgeführt wird. Dabei geht es um Ressourcen und Netzwerke von Stadtbewohner. Die Wissenschaftler untersuchen Nachbarschaften und wie sich Beziehungen auch durch gesteigerte Mobilität verändern.
Interessant an den Zwischenergebnissen der Corona-Studie ist auch folgendes Detail. Wie das Team um Talja Blokland herausgefunden hat, war das Fußball-Aus besonders schlimm für die Fans des 1. FC Union. Die „Eisernen“ vermissen die Spiele in ihrer Alten Försterei besonders stark. „Unioner tun sich deutlich schwerer mit dem Verlust der Stadionbesuche als die Herthaner“, heißt es.
Mehr zur Studie erfährt man im Internet auf www2.hu-berlin.de/corona-stadt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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