Verein "Asyl in der Kirche" kümmert sich um Flüchtlinge
"Wir ärgern uns nicht über die europäische Asylpolitik, dann würden wir graue Haare kriegen. Wir nutzen Kirchenasyl als eine Bitte um Zeit, um einen Fall noch mal bearbeiten und den Behörden erneut vorlegen zu können", sagt Hannah Reckhaus, Geschäftsführerin des Vereins Asyl in der Kirche Berlin. Die studierte Sozialpädagogin und Politologin arbeitet seit zwei Jahren für den Verein.
Von Anfang an ist die Rechtsanwältin Elisabeth Reese mit an Bord. In den Räumen des Vereins in der Zossener Straße 65 bietet sie Asylsuchenden dreimal pro Woche die Möglichkeit, sich juristischen Rat einzuholen. "Meine Motivation ist es, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen", sagt Reese. Als tragisch empfände sie das Leben der Flüchtlingskinder, denen durch Flucht und Asylgesuche in mehreren Ländern Bildung und Heimat fehlten. Laut Hannah Reckhaus suchen die meisten Flüchtlinge momentan aus dem bürgerkriegserschütterten Syrien und Irak, aus Iran, Afghanistan, Afrika und aus den Balkan-Staaten Schutz in Deutschland. In Berlin und Brandenburg ermöglichen mittlerweile zwölf Kirchengemeinden Asyl - Tendenz steigend. "Ich bin immer wieder baff, wie viele Menschen und Gemeinden Engagement zeigen und fragen, wie sie helfen können", sagt die Geschäftsführerin. Die Bereitschaft, sich gegen ungerechte Behandlung von Flüchtlingen einzusetzen, sei in Berlin trotz momentan negativer Phänomene wie Pegida deutlich spürbar. Positiv überrascht sei sie auch von den zahlreichen Veranstaltungen für Flüchtlinge, die über ihre Situation aufklären und die Willkommenskultur stärken sollen.
Ehrenamtliches Engagement ist für den Verein eine tragende Säule. Ob Kleider-, Möbel-, Geld- oder Zeitspenden, laut Reckhaus benötigen die Gemeinden vieles. Gut sei es allerdings, vorher in der Gemeinde nachzufragen, woran es den Geflüchteten akut mangele. Der Verein hat mit der Freiwilligengruppe Weltweit zudem Ehrenamtliche zusammengebracht, die Deutschunterricht in Flüchtlingsheimen geben. Ob in der Weltweit-Gruppe oder bei Nachhilfeunterricht im Flüchtlingsheim, mit privater Kinderbetreuung oder mit der Begleitung bei einem Behördenbesuch - alles helfe, die Willkommenskultur aktiv zu leben und Flüchtlinge zu unterstützen. "Da sein und Interesse zeigen, das kann schon etwas sein, was Flüchtlinge freut", sagt Hannah Reckhaus.
Der Verein versucht, mit zahlreichen Informationsveranstaltungen Kontakt zwischen Bevölkerung und Geflüchteten herzustellen. Denn hinter einem Asylgesuch steht immer ein heimatsuchender Mensch mit einem Schicksal und einer meistens lebensgefährlichen Flucht. Für die Zukunft hat Reckhaus einen Wunsch: Es möge weniger Anfragen nach Kirchenasyl geben, weil rechtliche Rettungsschirme sich schon vorher über den Asylsuchenden aufgespannt haben.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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