Vielfalt lernen: Interkulturelle Workshops im Club der polnischen Versager
"Vielfalt lernen!" ist der Untertitel der Veranstaltung, die vom Integrationsbeauftragten des Bezirksamts mit 9000 Euro gefördert wird. Denn viele Vorurteile entstehen durch Klischees und fehlendes Wissen. "Einfach mal zuhören, die Perspektive wechseln", nennt Olga Bowgierd den Schlüssel zu mehr Verständnis. "Wir sind hier super integriert, arbeiten und zahlen Steuern", sagt die gebürtige Polin. Doch es hält sich hartnäckig das Bild, dass Polen Autoknacker und billige Handwerker sind. "Dabei ist der polnische Migrant meistens Mediziner oder Facharbeiter", so Bowgierd.
Die "Trainerin für interkulturelle Kompetenz", wie sie sich nennt, erklärt beruflich Firmen, wie Osteuropäer ticken, damit die ihre Werbung dort so gestalten können, dass die jeweiligen Nationen sie verstehen. Mentalität und Traditionen sind natürlich unterschiedlich. Nur wenn man darüber Bescheid weiß, kann man den anderen verstehen. Olga Bowgierd will in ihrem Workshop am 9. Mai die Besucher auf eine Reise durch drei Kulturen mitnehmen: "Moskau, Warschau, Berlin - verstehen und verstanden werden" heißt ihr für jedermann offenes Seminar. In anderen Workshops geht es um südeuropäische Migranten. Spanier und Deutsche zum Beispiel reden oft aneinander vorbei, weil sie das Handeln des anderen nicht verstehen. Auch Roma sind ein Thema in einem offenen Workshop und einem speziell für Sozialarbeiter, Streetworker und Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen. In dem Kurs "Die Roma - eine mystifizierte Gesellschaft?" sprechen Roma über sich und ihre Probleme. Um ethnische und sprachliche Vielfalt als Herausforderungen für Kita-Erzieherinnen geht es bei "Weltoffenheit ist doch kinderleicht?"
Die Idee zu der Reihe hatte das Team vom Club der polnischen Versager nach den wachsenden Pegida-Demonstrationen. "Wir wollten etwas gegen Fremdenhass und Ausgrenzung machen", sagt Olga Bowgierd. Der Club in der Ackerstraße 169 ist seit Jahren international bekannt als Ort offener Gesprächskultur und Treffpunkt für Menschen aus aller Herren Länder. "Hierher kann jeder kommen und was machen", sagt Bowgierd. Besonders Japaner nutzen derzeit gern die Räume und laden zu Kino-, Mode- oder Theaterabenden ein. Der Club versteht sich als "Plattform für Kommunikation zwischen und in der Gesellschaft", mit Lesungen und Diskussionsreihen. Der Name ist ironisch gemeint und soll zeigen, dass es nicht darum geht, immer megaerfolgreich zu sein. Es geht um das Leben und interessante Zeiten miteinander. Dass es Programm ist, dass sich möglichst viele unterschiedliche Menschen treffen, zeigt schon die "Amtssprache", die auf der Internetseite mit "Deutsch und alle anderen Fremdsprachen" angegeben wird. "Wenn wir alle miteinander ins Gespräch kommen, können wir was ändern und Missverständnisse zwischen Kulturen vermeiden", glaubt Olga Bowgierd. Ihr geht es nicht um die große Politik, sondern um das direkte Umfeld eines jeden. Keine Angst also vor den Nachbarn.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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