Noch einmal das Meer riechen
Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bunds bringt Schwerstkranke zu ihren Lieblingsorten
Seit 2016 erfüllen ehrenamtliche Samariter schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen Wunsch. Mit dem Wünschewagen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) kann man Wünsche wagen, wenn der Transport medizinisch geschulte Begleiter braucht.
Die Tage im Hospiz sind schwer zu ertragen, das Unausweichliche kommt immer näher. Noch einmal das Meer riechen, das Rauschen der Wellen und Kreischen der Möwen hören und den Wind im Gesicht spüren: Das war der Wunsch einer älteren Dame, den ihr das Team vom Wünschewagen im Oktober erfüllte. Mit ihren zwei erwachsenen Kindern war die Frau in Warnemünde an der Ostsee. Die ehrenamtlichen Samariter haben die Transportliege an den Strand gerollt. Es gab Fischbrötchen, Umarmungen, Tränen und ein paar Stunden Glück. „Alle haben gemeinsam einen schönen Tag verbracht“, sagt Leonore Schäfer.
Sie organisiert die Einsätze des Berliner Wünschewagens. Bundesweit sind inzwischen 23 Wagen vom ASB mit ihren Teams unterwegs. Das Ziel ist, schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen Wunsch zu erfüllen, sie noch mal an einen bestimmten Ort zu bringen, an den sie ohne professionelle Hilfe nie mehr gekommen wären. Der Wünschewagen ist ein umgebauter Krankentransporter mit Lichter-Sternenhimmel, Panoramascheiben und wenig steril. Ehrenamtliche Sanitäter begleiten die Kranken bei ihren Fahrten zum Wunschort. Die Fahrten unterm Sternenhimmel sind dabei keine pure Transportdienstleistung. Der ASB-Wünschewagen ist ein kostenloses Angebot für Menschen, die noch mal Wünsche wagen möchten. Die ehrenamtlichen Samariter kümmern sich liebevoll um ihre Gäste und sind sozusagen Glücksengel, Freunde und Zuhörer.
Etwa sechs Anfragen bekommt das Team im Monat – oft von Angehörigen, die sich wegen der notwendigen medizinischen Betreuung den Ausflug allein nicht zutrauen, oder von Einrichtungen wie Hospizen. Leonore Schäfer klärt dann die Details, was für die Fahrt notwendig ist und organisiert die Ehrenamtlichen, die mit den Kranken im blauen Krankenwagen auf Reise gehen. Etwa 60 Ehrenamtliche schenken ihre Zeit, um den kranken Menschen noch mal einen schönen Tag zu bereiten. Die schönen Momente, das Lachen und kurze Vergessen der Krankheit sind der Lohn für die Samariter. Das Team ist bunt gemischt, von 20 bis 65. Alle haben eine medizinische Ausbildung, zumeist als Rettungssanitäter.
Ins Stadion oder Konzert
Wenn sich die Wünsche erfüllen lassen, kommt der blaue ASB-Wünschewagen. Das kann der letzte Besuch bei einem weit entfernt lebenden Verwandten sein, ein Ausflug ins Stadion, um der Mannschaft des Lieblingsvereins noch mal zuzujubeln, oder ein Konzertbesuch. „Wir haben auch schon Tickets besorgt, wenn es keine mehr gab“, sagt Schäfer. Zuletzt ist das ASB-Team mit einer Patientin und ihrer Schwester auf einen Campingplatz an der Müritz gefahren, auf dem beide in der Kindheit viele Sommer verbracht haben.
Für die Beteiligten und deren Angehörige kosten die Touren nichts. Das Projekt wird ausschließlich aus Spenden finanziert und ist auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Mit den Geldern werden alle Kosten für das Krankenfahrzeug, die Wunschfahrten, die Schulungen der Ehrenamtlichen und deren Ausrüstung finanziert.
Unter https://www.asb-berlin.de/spenden-stiften/jetzt-spenden?fb_item_id_fix=52814 kann jeder für den Wünschewagen spenden. Weitere Informationen und Buchungen unter Tel. 21 30 71 29 oder über den E-Mail-Kontakt wuenschewagen@asb-berlin.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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