100 Jahre danach
Berlin und Tel Aviv als Austragungsorte der Olympischen Spiele 2036 angedacht
Diskussionen um eine erneute Olympiabewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2036 gibt es schon länger.
2020 hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) dafür geworben, in Berlin genau 100 Jahre nach den Spielen unter den Nazis mit dem Megaereignis der Welt ein völlig anderes Deutschland zu präsentieren. Jetzt hat der Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin (DOG Berlin), Richard Meng, gemeinsam mit dem Sportmanager Frank Kowalski noch einen draufgelegt: Berlin und Tel Aviv sollten sich gemeinsam bewerben. 100 Jahre nach den Nazispielen von 1936 wäre das für Deutschland und Israel ein Signal der Freundschaft und der Verantwortung. Oder „ein starkes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung“, wie Sportsenator Andreas Geisel (SPD) den Vorschlag nennt.
Olympia als Geschichtsshow? Die Idee einer positiven Botschaft von Weltoffenheit, Freiheit und Frieden als Kontrast zu Hitlers für seine Propaganda missbrauchten Spiele 1936 ist gut. Aber Erinnerungsspiele sind unnötig. Olympia ist immer politisch, klar. Aber der Vorschlag von Richard Meng ist mir zu weit hergeholt. Was wollen wir der Welt damit beweisen? Dass wir keine Nazis mehr sind? Natürlich sind wir das nicht. Aber mit Sicherheit würden die Rechten das Jubiläum feiern. Und wie sollen Spiele auf zwei Kontinenten aussehen? 100-Meter-Läufe im Olympiastadion und Reiten in Tel Aviv?
Berlin ist 1993 mit seiner Bewerbung für Olympia 2000 grandios gescheitert. Die Spiele als extrem teure Sportevents spalten auch immer Befürworter und Gegner, vor allem wegen des Kommerzes. Das dürfte 100 Jahre nach Hitlers Olympia wegen der historischen Aufladung noch viel schlimmer sein.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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