Um ein Jahr zurückgeworfen
Hochschule untersuchte Einfluss der Corona-Lockdowns auf die motorische Entwicklung der Kinder

Endlich wieder Sport und Bewegung: Kinder, die den Deutschen Motorik-Test (DMT) gut bestanden haben, werden wie hier in Marzahn zu einer Talentiade eingeladen.  | Foto:  LSB/Jürgen Engler
  • Endlich wieder Sport und Bewegung: Kinder, die den Deutschen Motorik-Test (DMT) gut bestanden haben, werden wie hier in Marzahn zu einer Talentiade eingeladen.
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Die motorische Entwicklung von Kindern ist durch die Corona-Lockdowns um ein Jahr verzögert. Während vor der Pandemie noch fast 20 Prozent der Kinder als motorisch fit galten, sank dieser Anteil während der Pandemie auf einen Tiefstwert von zwölf Prozent.

Das geht aus einer aktuellen Studie der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS) hervor. Um den Einfluss der Corona-Lockdowns auf die motorische Entwicklung von Berliner Kindern zu erforschen, konnten die Sportwissenschaftler Daten von 70 000 Kindern der dritten Klassen aus dem Programm „Berlin hat Talent“ vom Landessportbund Berlin (LSB) auswerten. Das Ergebnis: Die motorische Gesamtleistung der Kinder nach den Lockdowns hat sich um vier Prozent zum Stand vor Corona verschlechtert. Das entspricht etwa einem Jahr in der motorischen Entwicklung.

Insbesondere in den Bereichen Kraft und Schnelligkeit haben die Wissenschaftler „signifikante Rückgänge“ festgestellt. Das hängt vor allem auch mit der Gewichtszunahme der Kinder während der Pandemie zusammen. So stieg der Anteil übergewichtiger Kinder von 19,5 auf 21,2 Prozent an. Während der Pandemie hatten viele Eltern ihre Kinder aus den Sportvereinen abgemeldet, weil es kaum oder eingeschränkte Trainingszeiten gab. Die Studie zeigt auch, dass in Corona-Zeiten vor allem Drittklässler aus ärmeren Familien dicker geworden sind. „Die Corona-Lockdowns haben somit die bestehenden sozialen Unterschiede in Bezug auf das Gewicht der Kinder signifikant verstärkt und dadurch die Risiken für eine gesunde kindliche Entwicklung erhöht“, heißt es in der Studie.

Deshalb empfiehlt Studienleiter Professor Jochen Zinner von der DHGS vor allem in sozial schwächeren Stadtteilen „gezielte Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität und motorischen Leistungsfähigkeit“. Es werden individuell angepasste Bewegungsprogramme vorgeschlagen. Neben Beratungen zu Gesundheit und Ernährung sollten die Kinder „Heim- und Freizeitübungen“ erlernen, damit sie auch zu Hause ihre Fitness verbessern können. Die Eltern sollten dabei unbedingt mit einbezogen werden.

Die Studie basiert auf dem Deutschen Motorik-Test (DMT), der Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Kraft erfasst. Zusätzlich wurde der Body-Mass-Index (BMI) zur Einschätzung der körperlichen Gesundheit herangezogen. Der sozioökonomische Hintergrund der Kinder wurde mithilfe des Schüler-Eltern-Bogens (SEB) ermittelt, einer statistischen Kennzahl zur Analyse der soziostrukturellen Situation der Berliner Schulen. Die Ergebnisse und Empfehlungen hat die DHGS im Forschungsbericht „Corona, soziales Umfeld, Übergewicht und Sport" veröffentlicht.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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