Als Familie auf das zweite Kind vorbereiten
Henriette Thomas, Hebamme und aktiv beim Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe, entschied sich nach der Geburt ihrer ersten Tochter schnell für ein zweites. Zwischen den Geburtstagen der Mädchen lagen 22 Monate, heute sind sie zwölf und zehn Jahre alt. "Ich würde es wieder so machen", sagt sie. "Denn ich war bei der ersten Geburt bereits 36 Jahre alt und wollte nicht so lange warten mit dem zweiten Kind."
Auch wenn es anstrengend war, sich um zwei Wickelkinder gleichzeitig zu kümmern, ging ihr Plan auf: Ihr Wunsch war, dass die Kinder später gut miteinander auskommen und spielen würden. Das sei genauso eingetreten. Wann eine Familie reif für ein zweites Kind ist, sei individuell aber unterschiedlich. "Ich rate den Familien beim zweiten Kind, besonders in den ersten sechs Wochen nach der Geburt, viele kleine Helferlein zu besorgen", sagt Thomas. Denn es gebe alle Hände voll zu tun, ob es nun darum geht, Essen zu kochen, zu waschen, das erste Kind zu betreuen oder andere Dinge. Je enger der Abstand zwischen den Kindern, desto anstrengender empfänden viele Eltern das Szenario. Abhängig sei das aber auch vom Alter der Eltern.
Im Allgemeinen würden in der Fachliteratur etwa 12 bis 18 Monate Mindestabstand von der Geburt eines Kindes bis zum Beginn der nächsten Schwangerschaft empfohlen, sagt Stefan Skonietzki, Landesvorsitzender Berlin des Berufsverbandes der Frauenärzte. So habe der Körper der Frau genug Zeit, sich wieder zu erholen. "Der Beckenboden muss sich wieder kräftigen, und insbesondere auch die Nährstoffspeicher für Kalzium, Vitamin D und Eisen müssen sich wieder aufbauen." Denn die Nährstoffspeicher seien ja auch während der Stillzeit weiterhin gefordert.
Aus Sicht von Entwicklungspsychologen sind drei Jahre ein optimaler Abstand zwischen zwei Geschwistern - wenn man denn soweit planen kann und es die Lebenswirklichkeit zulässt. "Die enge Verbindung des ersten Kindes mit den Eltern, vor allem der Mutter, lässt in der Regel nach dem dritten Geburtstag nach. Oft tanzen die Kinder dann schon auf eigenen Hochzeiten, gehen beispielsweise in eine Kindertagesstätte und können ihre Bedürfnisse für kurze Zeit zurückstellen", sagt Prof. Hartmut Kasten, Geschwisterforscher von der Universität München, inzwischen im Ruhestand. "Ist das erste Kind beispielsweise nur ein Jahr alt, kann es nicht einordnen, warum die Mutter auf einmal so viel Zeit mit einem anderen Kind verbringt."
Es gelte: Je enger der Abstand zwischen zwei Geschwistern, desto größer sei die Chance, dass sie ein Herz und eine Seele werden. Aber auch die Rivalität sei dann oft größer als bei Geschwistern, die vier Jahre und mehr Abstand zwischen sich haben. "Es kann dann zu Hassimpulsen kommen, so dass man dem anderen die Butter auf dem Brot nicht gönnt." Das gelte vor allem bei gleichgeschlechtlichen Kindern.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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