Bei der Kur Steuern sparen

Früher war es üblich, dass Patienten regelmäßig in Kur gingen - auf Kassenkosten. Diese Zeiten sind lang vorbei, heute zahlen vier von fünf Kurgästen ihren Aufenthalt selbst. Das hat der Deutsche Heilbäderverband in Berlin ermittelt. Wer seiner Gesundheit zuliebe tief in die Tasche greift, kann einen Teil der Kosten unter bestimmten Voraussetzungen von der Steuer absetzen.

Vorher steht aber noch ein anderer Schritt: Zunächst gilt es, zu prüfen, ob die Kosten für einen Aufenthalt in einem Heilbad zur Linderung von Gesundheitsbeschwerden nicht von einem Sozialversicherungsträger übernommen werden können. "Eine medizinische Rehabilitation beziehungsweise eine Kur wird in der Regel vom Arzt verordnet", erläutert Stefan Palmowski von der Beratungsstelle Dortmund der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

Diese Verordnung wird einem Antrag beigefügt, den ein Patient bei verschiedenen Trägern, zum Beispiel bei der Krankenkasse oder bei der Rentenversicherung, einreichen kann. "Als medizinische Rehabilitation werden alle weitergehenden Maßnahmen bezeichnet, die den Gesundheitszustand erhalten oder verbessern sollen, wenn eine ambulante Krankenbehandlung, zum Beispiel durch Krankengymnastik, nicht ausreicht." Doch selbst wenn ein Arzt eine Kur für ratsam hält und sie verordnet hat, begleicht der Sozialversicherungsträger die Rechnung nicht immer komplett.

Leidet ein Patient etwa unter chronischen Schmerzen oder Bewegungsstörungen, kann er die nicht übernommenen Kosten bei der Steuererklärung als "außergewöhnliche Belastung" geltend machen. "Dafür muss der Patient sich allerdings noch vor Reiseantritt ein Attest von einem Amtsarzt holen", betont Bernhard Lauscher vom Verein Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) in Neustadt an der Weinstraße. Ein Attest vom Hausarzt erkennt der Fiskus nicht an. Eine Ausnahme gibt es laut Lauscher nur dann, wenn die gesetzliche Krankenkasse die Unterkunft und die Verpflegung bezuschusst. "In einem solchen Fall geht das Finanzamt davon aus, dass die Kasse die medizinische Notwendigkeit der Kur bereits im Vorfeld geprüft und anerkannt hat."

Wer sich für eine ambulante Kur entscheidet und in einer privaten Unterkunft wohnt, muss sich seine Heilbehandlung von einem Arzt bescheinigen lassen, etwa mit einem Kurplan. "Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Finanzamt von einer privaten Erholungsreise ausgeht und die Kosten nicht anerkennt", warnt Lauscher.

Wer einen gewissen Prozentsatz der Kosten für die Kur erstattet bekommen hat, darf diesen Teil nicht mehr bei seiner Steuererklärung geltend machen. Der Rest wird dann in der Steuererklärung unter "außergewöhnliche Belastung" angegeben. "In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass es immer auch eine zumutbare Belastung gibt, die man selber tragen muss und die unter anderem vom Einkommen und vom Familienstand abhängig sind", sagt Palmowski.

Die UPD berät im gesetzlichen Auftrag zu gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen in Beratungsstellen vor Ort und über ein kostenfreies Beratungstelefon (Mobilfunktarife für die Beratung auf Deutsch abweichend): 0800 011 77 22 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr).
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 702× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.461× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.511× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.