Das Reinheitsgebot ist manchem zu strikt

Wasser, Malz, Hopfen und Hefe sind die vier nach dem Deutschen Reinheitsgebot erlaubten Zutaten. | Foto: DBB/dpa/mag
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Es ist eine typisch deutsche Sache: das Reinheitsgebot für Bier. Es legt seit 1516 fest, dass nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe in deutsches Bier darf. Manch einem modernen Bierfreund schmeckt das überhaupt nicht.

Positiv sei zwar, dass das Reinheitsgebot die Menschen extrem kreativ macht, um mit begrenzten Mitteln etwas Neues zu machen, erläutert Richard Ebner vom Youth Food Movement, der Jugendorganisation der weltweiten Genusskulturvereinigung Slow Food. Unverständlich sei ihm aber, dass es der Verordnung widerspreche, weitere oder andere Zutaten zu verwenden, die den höchsten lebensmittelrechtlichen Qualitätsanforderungen entsprechen.Es sei nicht erforderlich, andere Zutaten einzusetzen als die vier vom Reinheitsgebot erlaubten, hält Peter Hahn vom Deutschen Brauer-Bund dagegen. "Allein durch die Auswahl unterschiedlicher Hopfensorten lassen sich unterschiedliche Geschmacksrichtungen erreichen, etwa ein Pfirsicharoma." Das Reinheitsgebot sei ein Alleinstellungsmerkmal deutscher Brauer, die trotz der Begrenzung eine immense Geschmacksvielfalt geschaffen hätten. Und das ganz ohne Geschmacksverstärker, Farbstoffe oder Konservierungsstoffe.

Diesen Verzicht schätzt zwar auch Ebner. Slow Food setzt sich ebenfalls für Lebensmittel ohne Zusatzstoffe und Chemie sowie den Erhalt traditioneller Herstellungsweisen ein. Er kritisiert aber: Im Brauprozess werde zum Beispiel zu Hilfsmitteln wie Hefeenzymen gegriffen, um die Vergärung besser im Griff zu haben und so den Herstellungsprozess zu optimieren. Ähnlich verhalte es sich mit Hopfenextrakt, der nicht dasselbe sei wie natürlicher Hopfen.

Manch angehender Brauer wie Sebastian Mergel von der Technischen Universität Berlin sieht das Reinheitsgebot sogar eher als Hindernis. Denn das Bier, das er mit Kommilitonen aus dem Fachgebiet Brauwesen unter dem Label "beer4wedding" braut, darf auf dem Etikett nicht als Bier bezeichnet werden. Ihr "Oyster Stout" stellen die Studenten ähnlich wie "Guinness" her. Neben Haferflocken verwenden sie Espressokaffeepulver, Schokolade und Austern, vier Stück auf zehn Liter. Die Schalentiere dienen als Eiweißlieferanten, deren Eiweiße wiederum führen laut Mergel zu einer größeren Vollmundigkeit beim fertigen Bier - ohne dass es nach Meer oder Fisch schmecke.

"Wir verwenden nur natürliche Zutaten von hoher Qualität, unser Bier ist weder künstlich gesäuert noch künstlich aromatisiert, und wir beschränken uns auf wenige Zutaten", erklärt Mergel. Das sei kaum anders als bei Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut sei.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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