Pflegekinder brauchen viel Feingefühl

Vertrauen fassen: Pflegekinder brauchen oft lange, bis ihnen das mit ihren neuen Eltern gelingt. | Foto: Silvia Marks
  • Vertrauen fassen: Pflegekinder brauchen oft lange, bis ihnen das mit ihren neuen Eltern gelingt.
  • Foto: Silvia Marks
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Familie gilt vielen als wichtigster Wert überhaupt. Wer im eigenen Leben zufrieden ist, möchte etwas von seinem Glück weitergeben - vielleicht an ein Pflegekind. Die schwierige Aufgabe lässt sich durchaus meistern, wenn man sich von vornherein auf Probleme und Krisen einstellt.

Kommunen, aber auch kirchliche oder private Träger bieten Anlaufstellen für Paare, Familien und Einzelpersonen, die ein Pflegekind aufnehmen möchten. Angehende Pflegeeltern sollten Freude an Kindern haben, geduldig und einfühlsam sein und ausreichend Zeit für ein Miteinander haben. Gesicherte finanzielle Verhältnisse und ausreichend Wohnraum werden ebenfalls vorausgesetzt.Leicht ist die Aufgabe meist nicht. Elisabeth Helming, Expertin für Familienpflege beim Deutschen Jugendinstitut in München (DJI), erklärt: "Etwa 30 Prozent der Pflegekinder sind verhaltensauffällig. Sie und ihre Betreuungspersonen benötigen professionelle Hilfe." Aggressivität, Aufmerksamkeitsstörungen und gestörtes Sozialverhalten können selbst hochmotivierte Pflegeeltern an ihre Grenzen bringen.

Vor der Vermittlung steht ein sogenanntes Eignungsfeststellungsverfahren. Thomas Bärthlein, der beim Rummelsberger Pflegekinderdienst im Auftrag der Stadt Nürnberg Herkunftsfamilien, Pflegeeltern und Kinder betreut, erklärt: "Zurecht geben die Jugendämter strenge Auswahlkriterien vor. Wir wählen potenzielle Pflegeeltern sorgfältig aus und entscheiden uns auch einmal gegen Interessenten."

Altersbeschränkungen werden meist flexibel gehandhabt, so dass auch Großmütter die Pflege ihrer Enkel übernehmen können. In der Regel aber sollen Pflegeeltern mit Blick auf ihr Alter zum Kind passen. Ganz wichtig: Sowohl das Kind wie die angehenden Pflegeeltern dürfen einen Vermittlungsvorschlag ablehnen, wenn die Chemie nicht stimmt.

Irmela Wiemann, Psychotherapeutin und Pflegeelternberaterin, hat mehrere Bücher über Pflege- und Adoptivkinder verfasst. Die Psychologin rät Familien, die Pflegekinder aufnehmen wollen, sich zwei Dinge klarzumachen: "Am wichtigsten ist, ob sie bereit sind, die Herkunftsfamilie zu akzeptieren." Nur selten kommt diese Familie aus einer heilen Welt.

Der zweite zentrale Aspekt, den angehende Pflegeeltern berücksichtigen sollten, ist laut Wiemann, dass Pflegekinder oft seelisch verletzt sind. Dies kann den Alltag erschweren. "Die Kinder haben Verunsicherung und Beziehungsabbrüche erlebt, tolerieren Nähe oft nur schwer."

Pflegeeltern dürfen und sollen mit der Situation offen umgehen. Fingerspitzengefühl ist allerdings gefragt, damit das Pflegekind sich bei neugierigen Nachfragen etwa von Nachbarn, aber auch wenn es sich einmal daneben benimmt, zugehörig empfinden kann.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 407× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.012× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 612× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.