So surfen Internetnutzer anonym

Surfen mit der Zwiebel: Die Anonymisierungstechnik Tor arbeitet mit dem sogenannten Onion-Routing für eine mehrschichtige Verschlüsselung. | Foto: Andrea Warnecke
  • Surfen mit der Zwiebel: Die Anonymisierungstechnik Tor arbeitet mit dem sogenannten Onion-Routing für eine mehrschichtige Verschlüsselung.
  • Foto: Andrea Warnecke
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Wer sich durchs Internet bewegt, hinterlässt dort auch Spuren. Behörden und Unternehmen können daraus ein relativ genaues Bild des Nutzers erstellen - es gibt aber auch Möglichkeiten, das zu verhindern.

Axel Kossel von der Fachzeitschrift "c’t" rät zunächst, sich folgende Fragen zu stellen: "Benutze ich immer die gleiche E-Mail-Adresse, immer den gleichen Namen, wenn ich mich irgendwo im Internet anmelde?" Ein weiterer Schritt hin zu mehr Unsichtbarkeit ist, den Browser so zu konfigurieren, dass er so wenig wie möglich über den Surfer preisgibt. Dazu bietet fast jeder Browser einen "privaten" Modus an. Man könne den Browser auch in einer virtuellen Maschine betreiben oder unter Windows für verschiedene Internet-Nutzungsszenarien neue Nutzerkonten einrichten, rät Kossel.

Tor gilt indes vielen als Prototyp einer Tarnkappe fürs Netz. Es entstand mit der Idee, die Kommunikation von Dissidenten in repressiven Regimen zu schützen. Tor besteht aus einem kostenlosen, weltweiten Server-Verbund, der mit zugehöriger Software den Internet-Datenverkehr des Nutzers paketweise verschlüsselt und seine IP-Adresse verschleiert, indem die Pakete zufällige Wege über die Server nehmen (Onion-Routing). Das bremst das Tempo spürbar.

Skeptisch stimmt auch die Unklarheit darüber, wer eigentlich die freiwilligen Tor-Server-Betreiber sind. Man müsse davon ausgehen, "dass ein beträchtlicher Teil der Tor-Exit-Nodes nicht etwa von Menschenrechtsaktivisten, sondern von Geheimdiensten betrieben wird", erklärt Jürgen Schmidt in der "c’t". "Und dessen Betreiber kann alles mitlesen, was Sie nicht explizit verschlüsseln." Für den "Internet-Alltag von Lieschen Müller" sei Tor daher wenig sinnvoll.

Trotzdem gibt es gute Gründe, Tor zu nutzen. Denn je mehr Menschen das Netzwerk unterstützen, desto sicherer wird es für alle, die die Anonymität wirklich brauchen. In Deutschland gab es laut dem Tor Metrics Portal im August gut 62 000 tägliche Tor-Nutzer, im September bereits weit über 200 000. Auch weltweit steigt die Nachfrage sprunghaft. Besonders einfach ist die Nutzung mit dem Tor Browser Bundle, einer Firefox-Version, die auch auf USB-Sticks mitgenommen werden kann.

Flexibel bleiben

Wer flexibel sein möchte, kopiert sich das Tor Browser Bundle auf einen USB-Speicherstick, am besten in allen drei Versionen für Windows, Mac OS X und Linux. So kann man immer und überall an jedem Rechner anonym surfen und hinterlässt dort keine Datenspuren.

JonDonym ist ein anderer Anonymisierungsdienst, bei dem die verschlüsselten Datenpakete zur Verschleierung eine Kaskade von Mix-Servern durchlaufen. Die Server-Betreiber sind alle bekannt und erhalten ein Zertifikat vom Anbieter JonDos, der aus einem Projekt der TU Dresden, der Universität Regensburg und des Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) hervorging. JonDonym kostet mit fünf Gigabyte Datenvolumen knapp 17 Euro im Monat.

Wer bereit ist, für Anonymität Geld auszugeben, kann auch auf VPN-Dienste setzen, die einen "Tunnel ins Netz" vermieten. Das geht aber nur mit Vertrauen. Denn die Anbieter kennen die echte IP-Adresse und können alle Daten einsehen, die unverschlüsselt gesendet werden. Die Nutzung ist komfortabel. Kosten: 30 bis 70 Euro pro Jahr.

Grundsätzlich sollte man auch bedenken, dass die ganze aufwendige IP-Verschleierung nichts bringt, wenn man bei Verbindungen ohne https-Verschlüsselung irgendwo persönliche Daten angibt, sich bei Diensten anmeldet oder durch aktive Inhalte wie JavaScript, Cookies oder den Fingerabdruck des Browsers identifizierbar ist. Hier kann zur Konfiguration von Tor etwa die Tool-Sammlung Vidalia hilfreich sein. Ähnliche Tools bringt die JonDonym-Software von Haus aus mit.

Kostenloser Download des Tor Browser Bundles http://asurl.de/p25 unter und kostenloser Download JonDoFox unter http://asurl.de/pdw.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 76× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 755× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 70× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.