Wie Kunden um gute Zinsen gebracht werden

Den Banken oftmals ein Dorn im Auge: Alte Sparverträge bieten vergleichsweise gute Zinsen. | Foto: Andrea Warnecke
  • Den Banken oftmals ein Dorn im Auge: Alte Sparverträge bieten vergleichsweise gute Zinsen.
  • Foto: Andrea Warnecke
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Alte Sparverträge sind lukrativ. Hier gibt es vier Prozent Zinsen und mehr. "Einigen Geldhäusern sind Altverträge mittlerweile eher zu einer Last geworden", hat Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart beobachtet.

Der Hintergrund: Wer vor zehn oder 15 Jahren einen langfristigen Sparvertrag unterschrieben hat, dem wurden Zinsen von vier Prozent und mehr versprochen. "Damals war das Zinsniveau insgesamt höher", erklärt Nauhauser. Entsprechend hoch waren die Sparzinsen. Die lange Niedrigzinsphase hat sie aber ordentlich schrumpfen lassen. Daher versuchen manche Banken, langjährige Kunden loszuwerden.Für Aufsehen sorgte ein Fall in Baden-Württemberg: Dort hatte eine Sparkasse ihren Kunden vor Ablauf der fest vereinbarten Vertragszeit mit einer Kündigung der Sparverträge gedroht. Diese waren mit einer Laufzeit von 25 Jahren abgeschlossen worden - mit steigenden Zinssätzen. "In dem Schreiben wurde einfach behauptet, das Kündigungsrecht ergebe sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch", sagt Nauhauser. Für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband allerdings ein Einzelfall. "Selbstverständlich erfüllen Sparkassen geschlossene Verträge", erklärt eine Sprecherin.

Verbraucherschützer beobachten allerdings etwas anderes. Denn auch in anderen Bundesländern versuchen manche Geldhäuser, ihre Kunden dazu zu überreden, ihren alten, gut verzinsten Vertrag in einen neuen umzutauschen. Die Mittel sind hier ähnlich: In den Schreiben wird ebenfalls mit Kündigung gedroht. "Das Ziel ist, die Zinsen in den Keller zu drücken", erklärt Eckhard Balke von der Verbraucherzentrale Thüringen.

Ein solches Vorgehen ist nicht rechtens: "Langfristige Sparverträge, die für eine konkret bestimmte Ansparphase einen Bonuszins versprechen, können vor dem Ende der Laufzeit von dem Institut nicht einfach gekündigt werden", hat das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg festgestellt.

Nicht ganz rechtens ist auch eine andere Masche der Geldinstitute: "Kunden wurden oft Bonuszinsen versprochen, wenn sie die lange Vertragslaufzeiten von bis zu 25 Jahren einhalten", erklärt Niels Nauhauser. Ausgezahlt werden sollten die Bonuszinsen meist bei Vertragsende. Das Problem: Seit Vertragsabschluss wurde die jährliche Verzinsung der Verträge dem sinkenden Zinsniveau angepasst.

"Die Bank kann sich bei laufenden Sparverträgen zwar das Recht vorbehalten, die Zinsen anzupassen", erklärt Nauhauser. "Allerdings darf das nicht willkürlich geschehen." Denn laut Rechtsprechung müssen die Banken einen nachvollziehbaren Referenzzins nennen. Verbraucher sollten daher einen kritischen Blick in ihre Unterlagen werfen. "Zinsklauseln mit dem Zusatz "zur Zeit" sind oft angreifbar", erklärt Nauhauser. "Dann muss die Bank offenlegen, nach welchem Referenzzins sie die Zinsen angepasst hat."

Ombudsmann der Sparkassen unter http://asurl.de/eu4, Ombudsmann der Volksbanken unter http://asurl.de/eu5, Ombudsmann der privaten Banken unter http://asurl.de/eu6.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 320× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 283× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 663× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.236× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.