Wenn Möpse leiden
Bezirk unterstützt neuerliche Kampagne gegen "Qualzucht"

Gegen Qualzucht: Julia Gruhn und Laura-Marie Tischer (rechts). Die beiden studieren Veterinärmedizin.  | Foto: Bezirksamt
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Platte Nase, Glubschaugen, Stummelschwanz: Viele Tiere sehen niedlich aus, sind aber völlig überzüchtet. „Qualzucht“ nennen Tierschützer das, denn Hund, Katze und Co. leiden. Mit einer neuerlichen Kampagne wollen Tierärztekammer und Bezirksamt darüber aufklären.

Perserkatzen sehen niedlich aus; auch der kleine Mops mit seinen großen Kulleraugen und dem Stummelschwanz. Besonders exotisch: die nackige Sphynx-Katze. Ob die wohl friert, so ohne Fell? Wer solche Tiere kauft, macht sich darüber kaum Gedanken. Was zählt, ist das Äußere. Möglichst putzig und auffällig soll es aussehen, das eigene Haustier. Doch diese Tiere sind nicht nur niedlich, sondern meist auch todkrank. Der Grund: Sie sind völlig überzüchtet. „Qualzuchten“ nennen Tierärzte und Tierschützer das. Denn solche Zuchten haben Folgen.

Perserkatzen besitzen einen verkürzten Kopf, und durch die fehlende Nase fällt nicht nur die Atmung schwer, auch die Tränennasenkanäle sind meistens verlegt. Weshalb die Tränenflüssigkeit aus den Augen nach außen übers Fell ablaufen muss. Nackthunde haben eine Immunschwäche, Gebissfehlstellungen, frieren schnell oder bekommen einen Sonnenbrand. Bei Hybridkatzen wiederum kommt es fast immer zu schweren Geburten, Notkaiserschnitten oder Totgeburten. Französische und englische Bulldoggen, aber auch Möpse leiden unter Brachyzephalie, einer gezielten Umformung des Schädels. Deformationen an den Atemwegen, dem Gebiss, dem Mittelohr, den Augen und dem Gehirn sind die Folgen. Außerdem brauchen die Tiere vier Mal so viel Energie, um zu atmen und können auch nicht mehr hecheln. Laut Tierärztekammer erleidet zudem jeder vierte Dackel einen Bandscheibenvorfall, jeder fünfte Dalmatiner ist völlig taub.

Um darum aufmerksam zu machen, startete die Tierärztekammer Berlin vor zwei Jahren eine Kampagne mit Großplakaten. Ihr Slogan: „umdenken-tierzuliebe“ und „Ihr findet uns süß, aber ihr wisst nicht, wie wir leiden.“ Damit wollten die Veterinäre den Trend zum „unbedachten Tierkauf“ stoppen und potenzielle Käufer „sensibilisieren“. Nun läuft diese Kampagne gegen die „Qualzucht“ zum dritten Mal. Das Bezirksamt Mitte unterstützt das Ganze mit entsprechenden Informationsstelen in seinen Rathäusern Mitte und Tiergarten. „Unser Bezirksamt ist täglich in Tierschutzangelegenheiten aktiv“, sagt Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne). Doch selten würden dieser Einsatz und die Erfolge öffentlich bekannt. „Wir wollen Leid und Qualen für Tiere grundsätzlich vermeiden.“ Deshalb setze die Veterinäraufsicht des Ordnungsamtes die kritische Haltung beispielsweise gegenüber Pferdekutschenbetreibern, Gastspielen von Zirkusunternehmen mit Tieren oder zum illegalen Welpenhandel bei ihren Kontrollen auch aktiv um. So dürfen beispielsweise Pferdekutschen den Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor seit drei Jahren nicht mehr anfahren.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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