Vandalismus, Schäden und fehlende Einsicht
Das Engelbecken - der Kampf um die Nutzung

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Das Engelbecken, eine unendliche Geschichte. Rekonstruierte Grünanlage, ehemaliger Schifffahrtskanal, Gartendenkmal und zentral gelegener Ort in der Mitte Berlins - gern Kreuzberg zugeordnet, doch zu Mitte gehörend - und ein Beispiel für die Konflikte um die Nutzung von Grünanlagen sowie die Ansprüche unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Gleichzeitig ein Ort, an dem sich Berliner Verwaltung und Bürger reiben. Das Engelbecken ist Bestandteil des Gartendenkmals "Luisenstädtischer Kanal", der sich von der Köpenicker Straße bis zum Landwehrkanal erstreckte. Der Fokus der öffentlichen Diskussion und Nutzung liegt jedoch in Mitte unzweifelhaft beim Engelbecken. 

Dort prallen alle Vorstellungen von der Behandlung und Nutzung einer solchen Grünanlage aufeinander. Das resultiert auch daraus, dass es kein wirkliches Konzept gibt, wie man mit dieser Grünanlage umgehen soll. Es fehlt eine "Bespielung", eine öffentliche Aufsicht und Kommunikation darüber, was das dort sein soll. Bei Anlage des Beckens dürfte die Vorstellung bestanden haben, man legt die nach Zuschüttung des Kanals angelegte Grünanlage wieder an, das Engelbecken - einst Hafen des Luisenstädtischen Kanals als Mittelpunkt. Der Grundgedanke, die historische Grünanlage auf der Fläche des Mauerstreifens und der Grenzanlagen zu rekonstruieren und als denkmalgeschützte Grünanlage zur Verfügung zu stellen war sehr gut und wurde mit sehr viel Engagement auch von Bürgern umgesetzt. Dabei wurden sicher auch Fehler gemacht. Das sich das Gewässer des Engelbeckens zu einem Biotop entwickelt, in dem es einen reichhaltigen Fischbestand gibt, wo Wasservögel brüten, war sicher nicht vorgesehen. Dazu kommt, dass durch die Anlage als ruhendes Gewässer mit alleiniger Speisung durch Regen und Grundwasser ökologische Probleme unvermeidbar sind. 

In der Vergangenheit habe ich einige Artikel hier bei der Berliner Woche veröffentlicht, u.a. diesen: Einschätzungen zur Situation und künftigen Entwicklung aus Sicht eines Anwohners . 

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der sogenannte Bürgerdialog zwischen Bezirksamt Mitte und den Bürgern scheint sanft entschlummert zu sein. Reaktionen auf Rückfragen an die Bezirkspolitik erhalte ich keine, die Medien haben das Thema vergessen.

Insofern ist dieser Artikel auch ein Aufruf an das Bezirksamt Mitte, endlich den Bürgerdialog aufzunehmen und dieses Thema voranzutreiben. Wie ist der Stand der Dinge? Welche Maßnahmen sind wirklich geplant, um dort Veränderungen zum besseren vorzunehmen? Sind überhaupt Maßnahmen geplant? Ah, es ist die Veröffentlichung eines neuen Gutachtens zum Gewässerzustand angekündigt: Bezirksamt Mitte: Gewässerschutz am Engelbecken

Derweil leidet das Engelbecken vor sich hin. Der Zustand der Wände wird immer schlimmer. Großflächige Schmierereien mit Farbe haben immer mehr zugenommen. An Nachpflanzungen von Rankpflanzen wie wilden Wein oder Efeu konnte ich nichts feststellen, dafür tauchten an ein paar Stellen Rosen und Lavendel auf, die sicher nicht ranken werden. 

Derzeit sieht man am Engelbecken auch wieder sehr deutlich, welche Bedeutung durch die Bevölkerung dem Engelbecken zugedacht wird. Die Eisfläche wird stark frequentiert. Die Folgen sind Durchbrüche bei den Hecken, verängstigte Schwäne, Abfälle und weitere Schäden. Natürlich findet auch eine Fütterung der verbliebenen Wasservögel statt, die in eine Ecke gedrängt das alles irgendwie überstehen.

Das Grünanlagengesetz, die große Unbekannte in Berlin. Dazu kommen Zeitgenossen, die der Auffassung zu sein scheinen, dass die Beschmierung von Hinweis- und Verbotsschildern dazu führt, dass diese Regelungen zum Betretungsverbot oder der Fütterung der Wasservögel aufgehoben sind. Damit werden auch Dritte, die dort das Eis betreten und die Schilder mit dem Betretungsverbot und dem Hinweis auf Lebensgefahr gefährdet. Schutzeinrichtungen unkenntlich zu machen, m.E. ein Fall für die Justiz oder Ordnungsbehörden. Wer Regeln aufstellt, muss sie auch durchsetzen. Doch wo ist das Ordnungsamt oder die Polizei mit regelmäßigen Streifen? Werden Verwarnungsgelder verhangen, wenn Leute trotz Verbot aufs Wasser gehen?

Das Grünanlagengesetz, die Regelungen zum Denkmalschutz, alles disponibles Recht, welches der Bürger nach Belieben beachten kann? Das Verbot passt uns nicht, also beschmieren wir die Schilder? Radfahren ist da auch verboten. Egal, wir fahren trotzdem. Unternimmt jemand etwas seitens des Bezirksamtes? Der Eindruck drängt sich auf, dass der Wille fehlt. Und so werden wir Spaziergänger, egal ob alt oder jung dort weiter von E-Scootern oder Radfahrern belästigt. Die Parkbänke beschmiert, beschädigt. 

Finden Sie das in Ordnung? Fühlen sie gern die Reifen von Fahrrädern in den Hacken? Lassen Sie sich gern von E-Scooter-Nutzern anbrüllen und zum zur Seite springen nötigen? Schauen Sie anderen gern beim Urinieren zu? Lieben Sie Abfälle, Flaschen, Verpackungen von Nahrungsmitteln? Nein? Sie fühlen sich da unwohl? Sie gehen da nicht mehr hin, weil Sie Angst haben oder es nicht mehr schön ist? Wegsehen ist die eine Lösung. Sich dagegen zu engagieren, nicht wegzusehen und die Verantwortlichen anzusprechen, mit Sicherheit die bessere Lösung. 

Die anderen Teile des Luisenstädtischen Kanals.. fühlen Sie sich da sicher? Mögen Sie die Reste von Drogenutensilien? Die zerstörten, beschmierten Parkbänke? Die Schmierereien an den Wänden? Die in den Büschen sich aufhaltenden Personen? Die dunkle, üble Atmosphäre unter der Waldemarbrücke (da geht Kreuzberg los)? 

Für mich ist das Engelbecken mit dem Luisenstädtischen Kanal ein Paradebeispiel für die Zustände in Berlin. Den mangelnden Willen oder die fehlenden Mittel, Sauberkeit, Sicherheit herzustellen. 

Wenn der Luisenstädtische Kanal mit dem Engelbecken eine Zukunft als Grünanlage und Gartendenkmal haben soll, dann braucht es einen schonenden Umgang mit der Anlage und endlich Maßnahmen, die eine Veränderung der Situation dort bewirken. Sei es das Nutzungsverhalten oder der Gesamtzustand. Ansonsten wird das Engelbecken irgendwann aufhören, zu existieren.

Autor:

Jörg Simon aus Mitte

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