Leben in der Luisenstadt
Falsche Toleranz und fehlende Zivilcourage

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Det is halt Berlin. Nein, dass sind die Menschen, die in dieser Stadt leben. Menschen, die eine Stadt bewohnen, in der vieles möglich ist, was anderswo kaum vorstellbar ist oder nicht so verschärft auftritt. Schon, weil es eine Verwaltung gibt, die dem entgegen steuert. Das jedoch ist in Berlin schwierig. Kostenreduzierung, falsche Entscheidungen bei der öffentlichen Verwaltung, Personalreduzierung bei den Ordnungsämtern und der Polizei haben eine Situation entstehen lassen, wo viele glauben, sie könnten sich in dieser Stadt alles erlauben. Um die Bevölkerung ruhig zu halten, so meine Theorie, wurde seitens der Stadtregierung auch vieles nicht verfolgt und damit zugelassen, was den Ruf Berlins als Stadt, wo man die "Sau rauslassen kann" für eine Klientel haben anziehend werden lassen, deren Verhalten immer mehr zum Problem wird. Und nein, das wird kein Artikel gegen Migranten, Menschen mit ausländischen Wurzeln. Es geht um uns alle. Egal woher, welches Geschlecht, welches Alter. 

Da ich sehr gern auf dem Michaelkirchplatz und im Luisenstädtischen Kanal bin (zu dem auch das Engelbecken gehört), fallen mir viele Dinge auf. Negativ. Sehr negativ. Und da ich Wegsehen für falsch halte, spreche ich diese Dinge auch an. Bis gestern hingen auch Schilder mit Hinweisen zum Fütterungsverbot für Wasservögel dort von mir. Eigentlich Aufgabe des Bezirksamtes, diese anzubringen. Aber ich durfte sie anbringen. Das, was ins Wasser geworfen wird, Kot von Hunden und Urin von Menschen, Lebensmittel jeglicher Art, Plastikabfälle, all das bringt das Engelbecken langsam um. Geht es so weiter und passiert nicht endlich etwas, werden wir es nicht mehr lange haben. Ich gebe dem da noch 2, 3 Jahre, dann ist das Wasser gekippt und stinkt vor sich hin. 

Doch die Reaktionen auf diese Ansprachen fallen immer häufiger sehr harsch aus, das geht soweit, dass mir Prügel angedroht werden und ich die Polizei rufen muß. Oder ich beleidigt und beschimpft werde. Dabei bitte ich darum, es zu unterlassen, im Luisenstädtischen Kanal und vor allem am Engelbecken mit dem Fahrrad zu fahren. Oder die Hunde nicht auf die Wasservögel loszulassen und vor allem auch das Füttern der Wasservögel im Engelbecken zu unterlassen. 

In vielen Gesprächen mit Besuchern des Engelbeckens und anderen habe ich erfahren: Ja, wir trauen uns nicht mehr dorthin zu gehen. Die Radfahrer stören uns, es ist lästig. Es sieht alles so schmutzig aus. Hust, da fuhr gerade ein eScooter mit einem Kind den Weg am Engelbecken lang und zog eine Staubwolke hinter sich her. Ansprache des Kindes, was es da macht, geht nicht. Reaktion eines Radfahrers, ich würde diskriminieren. Ein anderer Radfahrer meinte, es sei intollerant, die Radfahrer da nicht zu tolerieren. Was mich das stören würde? Mein Hinweis, es sei eine Rampe für Kinderwagen, Rollatorbenutzer und Rollstuhlfahrer da am Zugang vom Engelbecken, war für ihn irrelevant. Beleidigungen. Da wird von Stasi gesprochen. Man sei ein A...loch, hätte einen Stock im A..., man solle zum Psychiater gehen. Aber andere fahren doch auch. Das Fahrverbot interessiert mich nicht. Das Schild, ich kann es nicht lesen. Will es auch nicht. Wußten Sie, dass Radfahrer sogar über den Freisitz vom Café am Engelbecken fahren? Einmal war es eine Gruppe von einer Stadtrundfahrt mit Fahrrädern! eScooter selbstverständlich auch. 
Nach meiner Zählung fährt fast jede Minute ein Fahrrad an einem, wenn man auf einer Parkbank am Engelbecken sitzt, vorbei. Der Weg ist zwischen Bank und Hecke ca. 3,50 m. Genießen wir die Staubwolke und den Fahrtwind, den die hinterlassen und lassen uns doch einfach anschnauzen, wenn wir uns da als Spaziergänger bewegen. Das da auch mal ein Kleinkind auf dem Weg liegt, eine Oma mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs ist, völlig egal. Wir lieben die Freiheit, überall zu fahren. Komme was da wolle. 

Anderes Thema: Wie kann es sein, dass ständig irgendwo Leute stehen oder hocken und urinieren bzw. Stuhlgang haben? Einen habe ich mal angesprochen, der gegen die Michaelkirche urinierte. Er schrie mir noch eine Viertelstunde hinterher und drohte, mich zu verprügeln. Alle sehen weg. 

Wie kann es sein, dass am 1. Mai seit Jahren eine Frau im Luisenstädtischen Kanal eine große Geburtstagsfeier abhält, dabei die Wiese zertrampelt wird, ohne das etwas geschieht? Wie kann es sein, dass Leute einfach mal am Indischen Brunnen eine Wiese vollstellen mit Fahrrädern, einen Weg sperren und da ein Boule-Turnier durchführen? Jedes Jahr wieder. Beschädigungen zu unser aller Lasten sind die Folge. Die Wiese hat Löcher? Ja, wo kommen die denn her? Weil ein Sportclub da Sprintübungen macht oder andere die Fläche als Hundewiese missbrauchen. Leinenzwang? Interessiert nicht. 

Ja, es braucht Intoleranz. Intoleranz gegen Menschen, die meinen, sie können sich alles erlauben. Wir dürfen nicht wegschauen, sondern müssen endlich auch mal sagen, was uns nicht passt. Den Tätern wie auch den politisch Verantwortlichen, denen das alles bekannt ist, jedoch auf Grund fehlenden Personals und finanzieller Mittel nichts unternehmen. Dabei lassen sie Anwohner, die sich engagieren, im Stich. Bagatellisieren und ignorieren. Und wir brauchen Ordnungsamt und Polizei, die endlich diese Themen angeht. Siehe auch U-Bahnhof Heinrich-Heine-Platz und Umfeld. Oder in Kreuzberg der Oranienplatz, der teilweise zur Müllhalde verkommen ist. 

Und wir brauchen endlich wieder mehr Zivilcourage, damit sich eine Scham wieder entwickelt, seinen Müll ins Wasser oder auf Wiesen zu werfen, in die Ecke zu pinkeln oder durch eine Grünanlage mit dem Fahrrad zu donnern, ein Fahrverbot ignorierend. Achtung vor anderen. Achtung vor gesellschaftlichen Spielregeln. 

Daher bitte ich Sie, sehen Sie nicht weg. Sprechen Sie Dinge an. Schicken Sie Meldungen an das Ordnungsamt, weisen Sie auf Missstände hin. Nur dann wird diese Stadt wieder lebenswerter und sicherer. Setzen Sie sich bitte für andere ein, sehen Sie bitte nicht weg.

Autor:

Jörg Simon aus Mitte

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