Nur Park-Kosmetik im Grenzstreifen
Im Mai wird der Park am Nordbahnhof zehn Jahre alt / Bezirk plant Sanierung für 500 000 Euro
Vor zehn Jahren wurde die einstige Grenzschneise entlang der Gartenstraße zum „Park am Nordbahnhof“. Die Grünanlage ist mittlerweile ziemlich heruntergekommen. Der Bezirk will 500 000 Euro in die Sanierung investieren. Viel verändern kann er nicht.
Dass hier früher Niemandsland war, in dem Grenzsoldaten mit Kalaschnikows patrouillierten, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Jogger und Hundebesitzer sind im Park unterwegs; direkt daneben ist Partystimmung auf der großen Beachvolleyballanlage Beach Mitte. Und dennoch wird dem Besucher schnell klar, dass die Grenze zwischen Mitte und Gesundbrunnen früher ein Todesstreifen war.
Rund 400 Meter Hinterlandmauer stehen noch; ein Bollwerk mit eingemauerten Glasscherben auf der Krone. Davor verläuft der originale Postenweg. An der Klinkermauer an der Gartenstraße wurden Sperranlagen freigelegt, die man im südlichen Teil besichtigen kann. Parkbesucher können erkennen, wie die einstigen Eingänge zum früheren Stettiner Bahnhof waren. An einem Eingang an der Klinkermauer wurden die verschiedenen Schichten der Mauer freigelegt und überdacht. Der Park am Nordbahnhof ist ein wichtiger Bestandteil der Mauergedenklandschaft entlang der Grenzschneisen Gartenstraße und Bernauer Straße.
Konzept scheint in Stein gegossen
Die Architekten vom Büro Fugmann+Janotta haben das 5,5 Hektar große Areal zwischen Nordbahnhof, der noch vorhandenen Hinterlandmauer, Gartenstraße und dem Kreisverkehr im Norden fast so belassen, wie es seit Jahrzehnten war. Auf dem Gelände haben die Landschaftsarchitekten lediglich ein paar zusätzliche Wege angelegt und ein paar Steine als Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Auch einige Spielgeräte wurden montiert. Die alten Gleise des Stettiner Bahnhofs (seit 1950 Nordbahnhof), über die einst die Züge Richtung Ostsee rollten, wurden freigelegt und gestalterisch in den Grünzug integriert.
Große Veränderungen an dem seinerzeit prämierten Konzept wird es nicht geben. Denn der Park ist urheberrechtlich geschützt. „Alle Maßnahmen auf diesem Areal sind mit den Landschaftsarchitekten abzustimmen“, wie Sajid Kramme, Referent der zuständigen Stadträtin Sabine Weißler (Grüne), auf eine Anfrage auf Mitbestimmung der Kiezinitiative Grüne Schleife schreibt. Weißler hatte das Vorhaben Ende Januar im Ausschuss für Umwelt, Natur, Verkehr und Grünflächen kurz vorgestellt. Details zu möglichen Neugestaltungen gibt es noch nicht. Die halbe Million Euro soll als „Merkposten für die Investitionsplanung der kommenden Jahre angemeldet werden“, so Kramme.
Nie beendet
Architekt Harald Fugmann freut sich, dass der Park am Nordbahnhof saniert werden soll. Er geht davon aus, dass keine grundlegenden Umgestaltungen, die von seinem naturbelassenen Konzept abweichen, geplant werden. Weil seinerzeit das Geld immer nur kleckerweise kam und der Senat irgendwann fertig werden wollte, wurde der Park nie komplett zu Ende gebaut. Wie Fugmann sagt, fehlt noch der letzte Wegabschnitt bis zur Liesenbrücke. Dort liegt derzeit nur Schotter. Auch war im mittleren Trapez ein Treffpunkt mit Sitzgelegenheiten geplant, der nie gebaut wurde. Den könnte man nun im Rahmen der Sanierung fertigstellen, so Fugmann.
Die beiden Spielbereiche nördlich davon – von den Architekten Bubbles genannt – sollen saniert werden. Fugmann wünscht sich auch, dass das archäologische Fenster mit den Mauerresten an der Gartenstraße ein festes Dach und eine Infotafel bekommt. Bisher werden die Ausgrabungen nur durch ein provisorisches Dach geschützt.
Ökobrache und Hundeklo
Der BVV-Ausschuss will sich auf seiner März-Sitzung mit der Parksanierung beschäftigen und sich auch vor Ort ein Bild machen, wie Ausschussvorsitzender Bastian Roet (FDP) sagt. Er bedauert, dass keine Bürgerbeteiligung vorgesehen ist. „Der damalige Gewinnerentwurf sieht eine sehr naturnahe Gestaltung vor, was aus heutiger Nutzersicht nicht mehr dem entspricht, was von einem innenstädtischen Park erwartet wird“, so Roet. „Durch das Urheberrecht sind wir leider in Bezug auf Änderungen sehr eingeschränkt“. Das Amt solle dennoch, „wenn möglich mit Bürgerbeteiligung, ausloten, was an Änderungen rechtlich möglich ist“, so Bastian Roet.
Dass keine Bürgerbeteiligung vorgesehen ist, ärgert auch Sven Diedrich von den Linken. „Die Bürger sind zu Recht sauer“, sagt er. Nora Erdmann von der Kiezinitiative Grüne Schleife findet es ein Unding, dass es keine Änderungen am Parkkonzept geben soll. Sie fordert vehement eine Beteiligung der Anwohner. Mehr Bänke, mehr Spielplätze, Mülleimer und vor allem ein Parkmanager, der sich um den Park kümmert. Für Erdmann ist der Park am Nordbahnhof ein riesiges Hundeklo. „Ökobrachen ohne große Pflegekosten sind zwar eine schöne Idee“, schreibt sie auf Twitter. „Aber was, wenn Hunde, Vandalismus und Müll alles kaputt machen und der einzige Spielplatz weit und breit ein Hundeklo ist?“
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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